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Archiv-Artikel

ErdoCat im Verteilerkasten

Katzenbilder sind im Internet ohnehin sehr beliebt. Aber das ist nicht der Grund, warum auf türkischen Facebook-Seiten und auf Twitter in den letzten Tagen so viele Tierbildchen zu sehen sind. Das hängt vielmehr mit dem Ausgang der türkischen Kommunalwahlen vom vergangenen Sonntag zusammen.

In gut 40 Städten der Türkei war es dabei am Wahlabend zu Stromausfällen gekommen, die Stimmzettel mussten mancherorts bei Kerzenschein ausgezählt werden. Die Opposition wittert deswegen Wahlbetrug. In der Hauptstadt Ankara hat sie die Wahl deshalb auch schon anfechten lassen. Der türkische Energieminister Taner Yildiz aber hatte eine überraschende Erklärung für den Blackout am Wahltag parat: Eine Katze (Foto) war’s, die in den Verteilerkasten geraten sein soll.

„Das ist kein Witz“, fügte der Minister vorsorglich hinzu. Doch es half nichts: Seitdem wird auf Facebook und Twitter ausgiebig über die ominöse „Katzenlobby“ gespottet, die die Stimmabgabe manipuliert haben soll – in Anspielung auf Ministerpräsident Erdogan, der hinter den Protesten gegen seine Regierung schon mal eine „Zinslobby“ oder gar eine unheimliche „Roboterlobby“ am Werk sah.

Unter Hashtags wie #catlobby und #kedilobisi kursieren nun Bilder von Katzen in Mafiosoposen und mit dem Satz: „Ich habe den Befehl gegeben.“ Mit den gleichen Worten hatte Erdogan einst eingeräumt, den Befehl zur Räumung des Geziparks gegeben zu haben. Andere Fotomontagen zeigen die Schuldigen der großen Katzenverschwörung auf frischer Tat, mit Netzkabeln oder Werkzeug in der Pfote. Manche Katzen tragen Baseballschläger oder gar einen Sprengstoffgürtel um den Bauch. Und manche ähneln dem türkischen Premier – und tragen den Namen ErdoCat. DANIEL BAX