WAS MACHT EIGENTLICH ...… Johannes Rau?
: Als Totenmaske auferstehen

Willy Brandt gibt es als riesige , dynamische Skulptur von Rainer Fetting in der SPD-Zentrale in Berlin. Als 3,40 Meter großer und 500 Kilo schwerer Macher, den es in einer Widerspruch kaum duldenden Pose nach vorne drängt, steht er in Bronze gegossen in der Lobby des Willy-Brandt-Hauses. Die Maße werden dem Politiker gerecht, denn Brandt hat das Zeug, noch in 100 Jahren ein Begriff zu sein.

Ob es Helmut Schmidt über die Zeit hinaus schafft, ist da schon zweifelhafter. Deshalb wohl, so die Kunde, will er sich vom Brandt-Künstler Rainer Fetting ebenfalls skulptural verewigen lassen. Dominanter oder weniger dominant, größer oder weniger groß als Brandt – man wird sehen. Noch lebt Schmidt ja.

Nun aber zu Johannes Rau, dem Star dieser Kolumne. Auch ihn, den Humanisten unter den Politikern, den Gutmenschen und Ehrendoktor, den Ehrenbürger, Christen und – so wird gesagt – „Kirchentagsschwätzer“, den Sozi, Ministerpräsidenten und Landesvater, gibt es neuerdings in Bronze. Allerdings alles andere als raumgreifend und vorwärtsdrängend ist das Bildnis des am 27. Januar Verstorbenen, das der Künstler Holger Schmidt schuf. Vielmehr ist es eine Totenmaske. Nach innen gekehrt ist das Gesicht mit den geschlossenen Augen. Im Tod überleben, signalisiert es. Die Büste steht nun in der Galerie der Bundespräsidentenbildnisse im Erdgeschoss des Bundespräsidialamtes am Schloss Bellevue. Gestern wurde sie von Raus in Weiß gekleideter Frau, assistiert von Raus Nachfolger Horst Köhler, enthüllt. WS  FOTO:REUTERS