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Archiv-Artikel

Kiew droht Moskau wegen Gas

UKRAINE Die Regierung will Gazprom wegen Preiserhöhung verklagen. Prorussische Demonstranten stürmen Verwaltungsgebäude in Donezk

KIEW/DONEZK afp/ap | Die Ukraine hat Russland am Samstag wegen der jüngsten Preiserhöhungen mit rechtlichen Schritten gedroht. Gleichzeitig forderte der russische Energiekonzern Gazprom eine milliardenschwere Rückzahlung. Der ukrainische Energieminister Jurij Prodan sagte, seine Regierung werde den Gazprom-Konzern vor ein internationales Schiedsgericht in Stockholm bringen, sollte dieser Verhandlungen über niedrigere Gaspreise verweigern.

Übergangsregierungschef Arseni Jazenjuk erklärte, sein Land werde die neuen Preise nicht akzeptieren. „Russland hat es nicht geschafft, die Ukraine mit militärischer Aggression einzunehmen“, sagte Jazenjuk. „Nun setzen sie Pläne um, die Ukraine durch wirtschaftliche Aggression einzunehmen.“

In den vergangenen Tagen hatte Russland den Preis für Gaslieferungen um 80 Prozent auf 485,5 Dollar (354 Euro) pro 1.000 Kubikmeter angehoben. Zudem forderte Gazprom ausstehende Zahlungen für bereits geliefertes Gas in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar. Am Samstag erklärte Gazprom-Chef Alexej Miller, dass der Konzern darüber hinaus die Rückerstattung eines in den vergangenen vier Jahren gewährten Rabatts von insgesamt 11,4 Milliarden Dollar verlange.

In der ostukrainischen Stadt Donezk stürmten am Sonntag prorussische Demonstranten ein Verwaltungsgebäude. Rund 50 Teilnehmer einer Kundgebung mit etwa 2.000 Menschen durchbrachen eine Polizeiabsperrung, drangen in das elfstöckige Gebäude ein und hissten darauf die russische Fahne.

Ebenfalls im Osten der Ukraine wurde nach Angaben des Geheimdienstes eine Gruppe angeblicher Putschisten festgenommen. Die 15 Männer hätten geplant, am 10. April in der Provinz Luhansk mit Waffengewalt die Macht zu ergreifen, teilte der Geheimdienst am Samstag mit. 300 Maschinengewehre, ein Granatwerfer zur Panzerabwehr sowie eine große Anzahl Granaten und Benzinbomben seien sichergestellt worden. In Luhansk und den ebenfalls mehrheitlich russischsprachigen Nachbarprovinzen waren in den vergangenen Wochen Rufe nach einer Abspaltung laut geworden.

Die ukrainische Polizei gab bekannt, sie habe die Leiche eines entführten Journalisten aus dem nationalistischen Lager gefunden. Wasili Sergijenkos Körper sei in einem Wald rund 150 Kilometer von Kiew entfernt entdeckt worden, teilte die Staatsanwaltschaft der Provinz Tscherkassk am Sonntag mit. Der Mann war am Freitagabend in seinem Haus in der Stadt Korsun-Schewtschenkiwskij von Unbekannten entführt worden.

Sergijenko war Mitglied der nationalistischen Partei Swoboda. Die Partei sprach von Anzeichen für einen politisch motivierten Mord. Sergijenko und andere Mitglieder hätten vergangene Woche Drohungen erhalten.