: Glos in drei Daten
1970: Die Bundesrepublik ist in Aufruhr. Die Revolte von 1968 ist zwar verebbt, aber kulturell umso wirksamer. Linke gründen kommunistische Parteien. Bundeskanzler Willy Brandt will einen „größeren Schluck aus der Pulle“ nehmen, sprich: die Konjunktur durch höhere Staatsausgaben ankurbeln und den Sozialstaat ausbauen. Das findet Glos falsch. Er tritt der CSU bei und wird 1972 zum Stadtrat in seiner Heimatstadt Prichsenstadt (Unterfranken) gewählt.
31. Oktober 2005: In der Nacht, so gegen 1.30 Uhr, klingelt bei Glos das Telefon. CSU-Chef Stoiber ist dran. Weil Franz Müntefering als SPD-Parteichef zurückgetreten ist, will Stoiber nicht mehr Bundeswirtschaftsminister werden, sondern lieber außerhalb des Kabinetts agieren können. Er sucht einen Nachfolger, dringend. Glos erbittet Bedenkzeit, spricht mit seiner Frau, schläft ein paar Stunden und wird morgens nochmal von Stoiber angerufen. Glos sagt Ja. Damit hat er einen Ministerposten geschossen, den er eigentlich gar nicht wollte.
31. August 2006: Das Bundestagsmandat von Ex-Straßenkämpfer und -Bundesaußenminister Joschka Fischer läuft aus. Glos ist darüber sehr erfreut, er macht drei Kreuze. Auf dem Rückflug von einer Auslandsreise in der Regierungsmaschine sitzend, köpft er eine Flasche Champagner.