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Archiv-Artikel

Mehr als Würstchen oder Falafel

INTERKULTUR Zum elften Mal präsentiert das Festival „eigenarten“ Hamburger KünstlerInnen – aus aller Welt. Zu sehen sind bis nächsten Sonntag interkulturelle Produktion von Theater bis Kinderkultur

Ein zentrales Problem der Debatte über „Integration“ ist, dass dahinter die Idee eines Nebeneinanders von Kulturen steckt: entweder als gefährliches Nebeneinander von „Leitkultur“ und „Parallelgesellschaften“ oder als multikulturelles unverbindlich-tolerantes Nebeneinander von Würstchen und Falafel – Gesellschaft als Kampf der Kulturen oder als buntes Stadtteilfest.

Ganz anders setzt die Idee der interkulturellen Öffnung an. Hier geht es nicht darum, festzulegen, unter welchen Bedingungen jemand mitmachen darf. Sondern, dass ohnehin schon alle drinstecken. Nicht ethnische Gemeinschaften oder kulturelle Identitäten stehen im Vordergrund, sondern Kultur im Sinne des britischen Kulturwissenschaftlers Raymond Williams: als „umfassende Lebensweise“, als „Weg, alle unsere gemeinsamen Erfahrungen darzustellen“.

In diesem Sinne bringt das Festival „eigenarten“ seit elf Jahren einmal jährlich Hamburger KünstlerInnen, die interkulturell und mit einem erkennbaren Hamburg-Bezug arbeiten, für eine Woche zusammen. Und versteht sich dabei durchaus als „integrativer“ Bestandteil der Großstadtkultur. Denn „eigenarten“ will nicht nur Einblick geben in unterschiedliche Traditionen, Religionen oder Philosophien und unter Beweis stellen, wie ein Miteinander trotz all der Unterschiede funktionieren kann. Sondern, dass das Interkulturelle selbst in Bezug auf die Akzeptanz anderer Lebens- und Denkweisen konstruktiv wirkt: Weltoffenheit im starken Wortsinn.

Bis zum nächsten Sonntag kann man im Goldbekhaus und an über 20 anderen Orten vom Abaton-Kino bis zur Werkstatt 3 über 30 interkulturelle Produktionen aus den Bereichen Film, Musik, Theater, Tanz, Bildende Kunst, Literatur und Kinderkultur erleben. Und gemeinsam formulierte Antworten auf Grundsätzliches bekommen. Im Stück „Helden. Die Zukunft ist jetzt“ etwa. Dort wird „Banküberfall“ gespielt. Und Menschen aus aller Welt antworten im Film und auf der Bühne auf drei wesentliche Fragen: Was wollen wir dann eigentlich? Was ist wichtig im Leben? Und was wagen wir zu träumen? ROBERT MATTHIES

■ Do, 28. 10. bis So, 7. 11., diverse Orte; Infos und Programm: www.festival-eigenarten.de