Ein Lehrer für alle

LEHRKRÄFTE Streit um die künftige Ausrichtung der pädagogischen Ausbildung: Kiel droht mit Protesten

„Die besten Lehrer kommen aus dem echten Norden“

LARS HARMS, SSW

Der Streit der Universitäten in Kiel und Flensburg um die künftige Lehrerausbildung verschärft sich: Vor der Landtagssitzung, bei der das „Lehrkräftebildungsgesetz“ beraten werden soll, drohte der Präsident der Kieler Universität, Gerhard Fouquet, mit Gegenmaßnahmen bis hin zu Straßenprotesten, wenn die Pläne nicht geändert würden.

Die Kieler Hochschule fürchtet nicht nur, kurzfristig Geld und Professorenstellen an Flensburg abgeben zu müssen, sondern dass langfristig geplant sei, die Lehramtsstudiengänge komplett in den Norden zu verlagern. Flensburg begrüßte die Pläne, gehe aber davon aus, trotz eines größeren Fächerangebots knapp 400 Studienplätze zu verlieren. Waltraud Wende, die parteilose Bildungsministerin – und ehemalige Präsidentin der Uni Flensburg –, betonte, beide Standorte würden gestärkt. Sie bat alle Seiten, zu einer sachlichen Debatte zurückzukehren. Insgesamt wird die Lehrerausbildung in Schleswig-Holstein neu aufgestellt: Statt Pädagogen für Gymnasium, Regional- oder Gemeinschaftsschulen auszubilden, soll es „Sekundarschullehrkräfte“ geben, die die Jahrgänge fünf bis 13 an allen Schultypen unterrichten können.

„Bald weiß jedes Kind: Die besten Lehrer kommen aus dem echten Norden“, sagte Lars Harms, Abgeordneter der Minderheitenpartei SSW. Er hofft ebenso wie Wende, dass das neue Konzept genug Studierende anzieht, um die Ausbildung an beiden Hochschulen dauerhaft zu sichern. Die Kritiker, die nicht nur in der Kieler Uni, sondern auch auf den Oppositionsbänken des Landtags sitzen, sehen das anders: Es fehle an Geld, unter anderem für den Ausbau naturwissenschaftlicher Labors in Flensburg und an Stellen. Das Konzept sei nicht durchdacht, daher laufe Kiel Gefahr, seinen Platz im bundesweiten Hochschulranking zu verlieren. „Absoluter Murks“, befand der CDU-Landeschef Reimer Böge.

Das Land rechnet mit Investitionskosten von 1,2 Millionen Euro und zusätzlichen Personalkosten, die ab 2019 rund 900.000 Euro pro Jahr betragen. Die Kritiker gehen von einem Vielfachen aus.  EST