: Wohnen mit Dax
Wird die LEG bald an der Börse gehandelt? Die Immobiliengesellschaft Gagfah hat bereits Interesse an deren Wohnungen signalisiert. Seit gestern können Gagfah-Aktien gezeichnet werden
VON HOLGER PAULER
Die Immobilienholding Gagfah will den Wohnungsmarkt aufmischen. In Deutschland gebe es bei Städten, Gemeinden und großen Unternehmen derzeit etwa 4,8 Millionen Wohnungen mit einem Gesamtwert von 240 Milliarden Euro, sagte gestern Gagfah-Geschäftsführer Burkhard Drescher. Ein Großteil davon befindet sich in NRW. Das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg hat dabei unter anderem Interesse an den 105.000 Wohnungen der nordrhein-westfälischen Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) bekundet. Das landeseigene Unternehmen soll nach Willen der schwarzgelben Landesregierung privatisiert werden (taz berichtete).
Drescher sieht auf dem Wohnungsmarkt ein „enormes Wachstumspotenzial“. Außerdem wolle man die Mietpreise auf das marktübliche Niveau anheben. „Neun Prozent Steigerung sind möglich“, sagte der ehemalige SPD-Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen. Der Börsengang der Gagfah soll dabei helfen (siehe Kasten).
„Die aktuellen Entwicklungen sind nur der Anfang“, sagte Knut Unger vom Mieterforum Ruhr. Bereits vergangene Woche haben die Fondsgesellschaften Corpus und Morgan Stanley rund 40.000 Wohnungen der Essener Wohnungsgesellschaft Immeo (ehemals ThyssenKrupp) an die französische Fondsgesellschaft Foncière Développement Logements (FDL) verkauft. „Erst vor zwei Jahren hatten sie die Wohnungen erworben“, sagte Knut Unger. Die Gesellschaften seien nur an kurzfristigen Renditen interessiert.
Der Verkauf an börsennotierte Unternehmen im Ausland ist dabei besonders rentabel. Real Estate Investment Trusts (REITs) heißt die Zauberformel. Die REITs werden demnach auf Unternehmensebene nicht besteuert und schütten daher hohe Dividenden aus, die dann beim Anleger voll besteuert werden. In Deutschland scheitert der Start der international üblichen Form der Immobilien-AG bislang am Widerstand der SPD.
Fortress hat daher über eine Zwischenholding in Luxemburg eine REITs-vergleichbare Struktur geschaffen, die Essener Immeo wurde nach Frankreich verkauft. „Die Firmen wollten nicht warten, bis die REITs in Deutschland eingeführt sind“, sagte Knut Unger. Sollte dies irgendwann der Fall sein, hätten die Gesellschaften mehrere Optionen. „Dann wählen sie die, die am profitabelsten sind“, so Unger. Der Druck auf die gemeinnützigen Wohnungsunternehmen in NRW werde jedenfalls weiter zunehmen.