Neonazis zieht es zum Knast

Die NPD will vor dem Gefängnis in Tegel demonstrieren. Damit möchte die Partei ihre Unterstützung für den dort inhaftierten Sänger der verbotenen rechtsradikalen Band „Landser“ zeigen. Die WASG meldet Gegenprotest an

Am 21. Oktober wollen Neonazis vor der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel demonstrieren. Der Berliner Landesverband der NPD hat den Aufmarsch unter dem Motto „Freiheit für alle Nationalisten – Freiheit für Michael Regener“ zwischen 8 bis 20 Uhr angemeldet. Für den gleichen Zeitraum plant die WASG-Reinickendorf eine Gegendemonstration von der U-Bahn Alt-Tegel zur JVA.

Nach Angaben der Polizei ist der Aufmarsch für 1.200 Teilnehmer angemeldet. Ob wirklich mit einer so großen Zahl Neonazis zu rechnen ist, wollte die Polizei nicht kommentieren. „An Spekulationen über die Teilnehmerzahl beteiligen wir uns nicht“, sagte Polizeisprecher Hansjörg Dräger.

Auch die Gegendemonstranten wollen Flagge zeigen. „Wir werden den Neonazi-Aufmarsch kreativ begleiten, um ein deutliches politisches Zeichen gegen rechts zu setzen“, sagte der Anmelder der Gegendemo, ein Mitglied der WASG-Reinickendorf. Es gebe eine enge Zusammenarbeit mit der sozialistischen Jugend – die Falken und der Antifa. Motto des Gegenprotestes ist „Keinen Fußbreit den Faschisten – Gegen Landserromantik und Opfermythen“. Die NPD will mit der Demo Michael Regener unterstützen, den ehemaligen Sänger der 2003 verbotenen Neonazi-Band „Landser“. Regener sitzt nach einem verlorenen Revisionsverfahren seit 2005 wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Volksverhetzung im Knast. Bereits 2003 waren die Bandmitglieder vor dem Berliner Kammergericht zu Geld- und Freiheitsstrafen verurteilt worden.

Die 1992 in Berlin gegründete Band hatte in der rechten Szene Kultstatus. Die Ermittlungen, die zum Verbot 2003 führten, hatten begonnen, nachdem Neonazis im August 1999 zwei Vietnamesen in Mecklenburg-Vorpommern beinahe totgeschlagen hatten. Die Täter hatten vor Gericht ausgesagt, bei der Tat den Landser-Text „Fidschi, Fidschi, gute Reise“ skandiert zu haben. Landser-Platten tragen Titel wie „Das Reich kommt wieder“ oder „Berlin bleibt deutsch“; viele wurden von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt.

Mit dem Landser-Verbot war zum ersten Mal eine Musikgruppe in der BRD als kriminelle Vereinigung eingestuft worden. Regener tat sich zuletzt 2004 als Gast auf einer von der NPD auf Schulhöfen verteilten CD hervor.

Jörg Meyer