: Stelldichein der DJ-Zunft
DJ-SHUFFLE Sound-Experiment auf dem schmalen Grad zwischen Soundcollage und Kakophonie: 100 DJs stehen bei Hamburgs erstem DJ-Shuffle hinter den Turntables
VON KNUT HENKEL
Musikalische Grenzen wird es keine geben. Auflegen kann jede und jeder heute im Hafenklang, was sie oder er will. Was nicht heißt, dass einfach jeder oder jede mit der eigenen Lieblingsplatte ins Hafenklang wackeln und sie irgendwann auf den Teller oder in den Schlitten legen kann. Alle einhundert DJs, die die Nacht bestreiten werden, wurden persönlich eingeladen. Und sind mehr oder weniger Profis – aus allen möglichen Hamburger Clubs. „Und die werden ihren Slot dann nach allen Regeln der Kunst gestalten“, sagt Sebastian Tim.
Der Mann von Tapete Records ist einer der beiden Initiatoren des ersten „Hamburg Shuffle“. Der andere heißt Norman Müller, macht als Moderator bei Byte FM und als Digital Norman den Äther und die Clubs unsicher. Ganz von allein sind die beiden aber nicht auf die Idee gekommen, einhundert DJs im Hafenklang zu versammeln. Sondern durch die Freundin von Digital Norman. „Die war bei einer ähnlichen Veranstaltung in Bremen und hat sich köstlich amüsiert“, erinnert sich Sebastian Tim. Da dachten sich die beiden DJs, was in der kleinen Hansestadt funktioniert, muss doch auch in der großen klappen.
Hundert DJs aus den einschlägigen Clubs vom Pudel über das Fundbureau bis zum Waagenbau sind dabei. Und natürlich auch eine Crew aus dem Umfeld von Tapete Records und Byte FM. So ist für musikalische Vielfalt gesorgt und man darf gespannt sein, ob Digital Norman seinem Liebling Prince die Referenz erweisen wird, oder ob es bei Mango Lassi oder Balisto bleibt.
„Exakt vier Minuten darf jeder und jede an das Pult und es ist egal, ob sie diesen Slot ihrem musikalischen Liebling reservieren oder zehn Songs à 24 Sekunden spielen“, erklärt Sebastian Tim das Prozedere. Der steht natürlich auch selbst an den Turntables. Und vielleicht wird er etwas Unbekanntes aus dem Keller von Tapete Records auf den Plattenteller zaubern. Oder etwas vom besten Album aller Zeiten spielen: Das ist für Tim das „White Album“ der Beatles, dicht gefolgt von „Kid A“ von Radiohead. Bei so einem Mini-Slot fällt die Auswahl schwer.
Ellenlang und viel versprechend jedenfalls klingt die Liste der DJs: Von Jubie Eastwood über das Raketengirl bis zu The Bettwurst werden sie sich alle Gedanken gemacht haben, womit sie auftrumpfen werden. Mut zum Risiko erwartet Sebastian Tim allerdings nicht nur von Mann oder Frau am DJ-Pult, sondern auch vom Volk unter den Reglern. Die sollen sich einlassen auf den Klangsalat – der zu erwarten und erwünscht ist. „Natürlich kann es passieren, dass einem Grindcore-Set eine Country-Hymne folgt“, sagt Tim lachend. Lockerheit auf der Tanzfläche ist also erwünscht – und Humor bei Hamburgs Shuffle Premiere ohnehin Pflicht.
■ Sa, 30. 10., 23 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84