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Archiv-Artikel

Gefechte in Sri Lanka

Erneute Kämpfe zwischen Armee und tamilischen „Befreiungstigern“ fordern dutzende Tote und gefährden die Wiederaufnahme des Dialogs

VON RALF LEONHARD

Gefechte zwischen sri-lankischen Soldaten und Rebellen der tamilischen Befreiungstiger (LTTE) haben seit Mittwoch mehrere Dutzend Todesopfer auf beiden Seiten gefordert. Die Kämpfe in einem von der LTTE verwalteten Gebiet auf der Halbinsel Jaffna waren die heftigsten seit mehreren Wochen.

Während die Armee von 200 getöteten Rebellen und nur 43 eigenen Verlusten sprach, meldete die LTTE lediglich zehn Tote in den eigenen Reihen, aber 75 auf Seiten des Gegners. Über 200 Soldaten wurden nach Militärangaben verletzt. Wie üblich differieren die Darstellungen der verfeindeten Parteien auch in puncto Ursache der Kämpfe. Während die LTTE von einer groß angelegten Offensive der Militärs sprach, erklärte die sri-lankische Armee, sie sei zuerst von den Rebellen angegriffen worden.

Die Kämpfe verletzen nicht nur den Waffenstillstand, der offiziell immer noch in Kraft ist. Sie gefährden auch ein für Ende Oktober geplantes Treffen in Genf, zu dem sich beide Seiten bereit erklärt haben.

Der Dialog wurde vom norwegischen Vermittler Jon Hanssen Bauer eingefädelt. Seit einem kurzen Treffen Ende Februar hat es keinen direkten Kontakt mehr zwischen den Konfliktparteien gegeben. Vorbedingungen wurden keine aufgestellt. Armeechef Sarath Fonseka behielt sich aber vor, weiterhin „vorbeugende Schläge“ gegen Stellungen der Tiger zu führen. Unter diesem Terminus laufen Offensivoperationen, mit denen die Armee in den letzten Wochen immer wieder auf das im Waffenstillstandsabkommen von 2002 festgelegte Territorium der LTTE vorgedrungen und den tamilischen Rebellen schwere Verluste zugefügt hat. Fonseka erklärte, er habe dafür zu sorgen, dass die „Terroristen“ sich von den militärischen Schlappen nicht erholen.

S. P. Tamilchelvan, der Chef des politischen Flügels der LTTE, klagte gegenüber den Norwegern, dass die Armee nicht nur ständig provoziere, sondern auch der skandinavischen Sri Lanka Monitoring Mission den Zugang zu den umkämpften Gebieten verwehre. Die LTTE habe sich hingegen verpflichtet, auf vorbeugende Aktionen zu verzichten.

Die jüngsten Gefechte konzentrierten sich auf den südöstlichen Teil der Halbinsel Jaffna, dort, wo die Grenze zwischen den regierungs- und rebellenverwalteten Territorien verläuft. Der Angriff habe sich gegen die auf Armeepositionen gerichteten Artilleriegeschütze der LTTE gerichtet, heißt es aus Armeekreisen.

Die Gefechte ereigneten sich zu einem Zeitpunkt, da sich Präsident Mahinda Rajapakse von seinen nationalistischen Verbündeten freispielen konnte und mit der größten Oppositionspartei, der UNP, ins Geschäft gekommen ist. Die UNP, die einst den Waffenstillstand aushandelte, ist an der Fortsetzung des Friedensprozesses interessiert. Sie soll durch die Besetzung einiger Ministerien eingebunden werden. Dennoch will Rajapakse weiterhin militärische Stärke demonstrieren, um dem Vorwurf zu großen Entgegenkommens gegenüber den Rebellen entgegenzutreten.