: Das Thema der Woche
Kochkurse für Arme
In der vergangenen Wochenendausgabe beschäftigten wir uns mit der norddeutschen Sterneküche – und ihrem Gegenstück, dem Fischimbiss. Für diejenigen, die sich auch den Imbiss nicht leisten können, bieten Jobcenter „Kochkurse für Hartz-IV-Empfänger“ an – im niedersächsischen Landkreis Rotenburg werden diese Kurse sogar von einem ehemaligen Sternekoch gegeben, der die Arbeitslosen etwa in in die Zubereitung einer Gurkenschalenrahmsuppe einweist: kostet fast nichts und schmeckt. Ist das nun zynisch? Oder unter den gegebenen Bedingungen eben das, was man machen kann?
Nähkurs für Hartzis
■ betr.: „Mit Hartz IV zu den Sternen“, taz.nord vom 5. /6. 4. 14
Herr Strunk – super Name für einen Koch – wäscht seine Gurken mit Pril. Pril ist übrigens teuer! Aber egal, dann macht er aus den „sauberen“ Schalen eine Suppe. Hört sich lecker an. Hoffentlich schmeckt man da das Abwaschmittel nicht raus.
Mälzer ärgert sich, dass sich Arbeitslose „zu gut“ für Eintöpfe seien. Stimmt. Steaks für die Arbeitsplatzbesitzer und Steckrüben für die Armen. Gemüse ist sowieso gesünder.
Aber wann kommt der Nähkurs für Hartzis. Kleidung ist viel zu teuer. Kann man selber machen. Gleiches gilt für Schuhe und vieles andere mehr.
Schade, dass diese hilfreichen Köche nicht auf die naheliegendste Idee kommen: Regelsätze erhöhen.
SENGER GABRIELLE, taz.de
Ein voller Bauch tut’s auch
■ betr.: „Mit Hartz IV zu den Sternen“, taz.nord vom 5. /6. 4. 14
„Solche Kochkurse können subjektiv hilfreich sein“.
Wer am „freiheitlichen“ Wettbewerb um „Wer soll das bezahlen?“ und „Arbeit macht frei“ nicht teilnehmen darf, der soll wenigstens glauben, gut zu essen, denn „Liebe“ geht bekanntlich ja durch den Magen – ein voller Bauch tut’s auch, damit die Bildung zu Suppenkaspermentalität stets systemrational wirkt!? HTO, taz.de
Chaplin kochte seine Schuhe
■ betr.: „Mit Hartz IV zu den Sternen“, taz.nord vom 5. /6. 4. 14
Und Charlie Chaplin kochte seine Schuhe! NZULI SANA, taz.de
Einfach nur widerlich
■ betr.: „Mit Hartz IV zu den Sternen“, taz.nord vom 5. /6. 4. 14
Es ist einfach nur noch widerwärtig, wie immer wieder versucht wird, den Hartz-IV-Empfängern weiszumachen, sie könnten doch mit dem Regelsatz gut leben. Vergessen wird da mal eben, dass im Regelsatz ca. 20 Euro für Verkehr vorgesehen ist. In Frankfurt kostet das „Sozial“-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr 56 Euro monatlich. Auch den Teil des Regelsatzes, der für Strom vorgesehen ist, kann man nur als absurd weit entfernt von der Wirklichkeit beschreiben. Was die Ernährung angeht, so kann man nur feststellen, dass gesunde Ernährung Geld kostet. Unschlagbar günstig sind da vergleichsweise Tütensuppen und Konserveneintöpfe. Wer seine Stromrechnung bezahlen möchte und auch ab und zu den Nahverkehr nutzen will, der kommt selbst mit ach so gesunden, mit Pril gespülten Gurkenschalen nicht auf einen grünen Zweig. Derartige Empfehlungen sind einfach nur widerlich. VULKANSTURM, taz.de
Realer Hintergrund
■ betr.: „Mit Hartz IV zu den Sternen“, taz.nord vom 5. /6. 4. 14
Es klingt wie Satire oder wieder so eine Gemeinheit gegen Hartz-IV-Empfänger. Hat aber einen realen Hintergrund. Auch Arbeitslose wollen mal in der Eckkneipe ein Bier trinken können. Dafür reicht aber die Kohle ganz sicher nicht, wenn man sich von Pizza und Döner ernährt. Dann ist die Stütze schneller weg als du denkst. Also muss man kochen können, denn nur so kommt man mit dem Geld irgendwie aus. Kochen heißt nicht, dass man Meisterwerke zustande bringen muss, eben nur, dass es für eine genießbare Mahlzeit reicht. Jedenfalls für diejenigen, die nicht auf Muttis Kochkünste zurückgreifen können. Unbefriedigend? Ja sicher, aber was willst du als Betroffener machen? OSTENDFAXPOST, taz.de