: „Psychologische Kriegsführung“ in Kliniken
TARIFSTREIT In den Tarifverhandlungen an den städtischen Kliniken droht der Asklepios-Konzern mit einem vollständigen Einstellungsstopp – obwohl es in den sieben Häusern schon jetzt an Personal fehlt
Der Tarifkonflikt an den Hamburger Krankenhäusern eskaliert: Schon zu Beginn der Tarifverhandlungen in der vorigen Woche ließ der Krankenhaus-Arbeitgeberverband die Gewerkschaft Ver.di mit ihrer Forderung nach 150 Euro mehr für alle und zusätzlichen 3,5 Prozent mehr Gehalt barsch abblitzen. Als Ver.di am Mittwoch mit einem Warnstreik reagierte, setzte die Asklepios-Kliniken Hamburg GmbH noch eins drauf: In einem Schreiben an die Beschäftigten drohte das Gesundheitsunternehmen, an dem die Stadt Hamburg mit 25,1 Prozent beteiligt ist, mit einem Einstellungsstopp für seine sieben Kliniken.
In dem ans Hamburger Abendblatt lancierten Schreiben an die „lieben Mitarbeiter“ teilte der Personalleiter Matthias Meyer mit, wegen der nicht absehbaren finanziellen Belastungen durch den Tarifstreit werde Asklepios ausgeschriebene Stellen zurzeit nicht besetzen. Wegen der „extrem hohen Forderungen der Gewerkschaft Ver.di“, heißt es, „besteht ab sofort für den gesamten Asklepios-Kliniken-Hamburg-Konzern ein vollständiger Einstellungsstopp!“
„Das ist psychologische Kriegsführung, um die MitarbeiterInnen einzuschüchtern“, sagt eine Krankenschwester und Gewerkschafterin der taz. „Aber der Schuss geht nach hinten los.“ Die Ver.di-Fachbereichsleiterin Hilke Stein schimpft ganz offiziell: „Der Einstellungsstopp ist ein Angriff auf die berufliche Zukunft der Auszubildenden.“
Andererseits kommt Ver.di die Attacke offenbar gelegen: Viele Kollegen, die sonst eher zurückhaltend sind, seien „richtig in Rage geraten“ und „streikbereit“, sagt eine Funktionärin.
Die Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, Kersten Artus, erinnert Asklepios daran, welchen Auftrag der Konzern mit dem Kauf des städtischen Landesbetriebs Krankenhäuser übernommen habe: „Asklepios ist verpflichtet, einen Großteil der gesundheitlichen Versorgung sicherzustellen.“ Hierfür habe der Konzern in den vergangenen Jahren Hunderte Millionen Euro an Investitionsfördermitteln erhalten. Doch schon jetzt mangele es in den Krankenhäusern an Personal. „Die Beschäftigten berichten, dass Pflegearbeiten schon von Auszubildenden ohne Anleitung übernommen werden müssten.“ KVA