LESERINNENBRIEFE :
Die Krawatte des Piloten erkannt
■ betr.: „Der Fluglärmtest“ taz vom 29. 10. 10
Zu dem Artikel muss ich als alter Spandauer und Fluglärmopfer doch mal ein paar Anmerkungen loswerden.
Der Bahnhof heißt natürlich S- und U-Bahnhof Spandau (der Spandauer Damm ist in Charlottenburg). Die Messungen und Interviews hätten Sie besser in der Wasserstadt (Rauchstraße) oder in der Lynarstraße machen sollen. Hier sind es die Menschen gewohnt, nur im 3-Minuten-Takt zu telefonieren, weil dann das nächste Flugzeug vorbeidonnert. Hier können Sie nicht nur den Schriftzug am Heck lesen, sondern auch die Krawatte des Piloten erkennen. Seit 40 Jahren kämpfen die Menschen gegen den Fluglärm, haben irgendwann ein Nachtflugverbot erstritten, dass leider immer wieder durch Ausnahmen gebrochen wird, haben irgendwann mal Schallschutzfenster bekommen, die nur geschlossen Lärmschutz bieten, die Quote der Krankheiten wie Herzstörungen usw. liegt über dem Berliner Durchschnitt. Diese vielen zehntausend Menschen begrüßen sehr die Schließung von Tegel! Diese Wohngebiete zählen jedoch zu den schlechtesten Berlins (siehe Sozialstrukturatlas); hier leben keine Rechtsanwälte und Zahnärzte, die gern und oft fliegen, sondern die Menschen, die sich die Fliegerei nicht leisten können, nur den Lärm ertragen müssen. DIETER WALLSTAFF, Berlin
Ein Sieg für die Demokratie
■ betr.: „Entscheid soll nicht ins Wasser fallen“, taz vom 1. 11. 10
Die Offenlegung des Wasservertrages ist ein Sieg für die Demokratie, auch wenn sie durch die Zivilcourage eines Informanten zustande kam. An dieser Zivilcourage lassen es ja die Politiker aller Parteien – von der CDU bis zur Linken – mangeln. Immer wieder verstecken sie sich hinter fadenscheinigen Begründungen und führen die Bürger an der Nase rum. Denn es ist ja schon ein ungeheuerlicher Skandal, wenn Politiker privaten Firmen eine Gewinngarantie bzw. Gewinnmaximierung aus Steuermitteln in geheimen Verträgen zusichern! Dafür gehören die Verantwortlichen eigentlich hinter „Schloss und Riegel“! Jetzt fordern wir nicht nur eine gnadenlose Aufklärung und eine Entschädigung für jeden Kunden, sondern auch eine Rekommunalisierung dieser Wasserbetriebe!
THOMAS HENSCHKE, Waidmannslust
Der Weg sollte ins Tierheim führen
■ betr.: „Ich brauch Tiere, mit denen ich auch mal reden kann“,taz vom 25. 10. 10
Die Äußerung des Tierschutzbeauftragten von Berlin, Klaus Lüdcke, er könne keinem Hund aus dem Tierheim ein Zuhause geben, weil er dadurch Gewissensbisse erleiden würde, und Tierheime als sehr belastend empfindet, kann doch nicht aus dem Mund des „obersten Tierschützers von Berlin“ kommen. Das ist ein Schlag ins Gesicht jedes Tierschützers, der sich um den Schutz von Tieren in Berlin bemüht. Würde jeder Tierfreund wie Lüdcke sich dem Missstand der Wegwerfgesellschaft nicht stellen und lieber einen Hund beim Züchter kaufen, würden die Tierheime platzen, und es wäre wohl heute noch so, dass Tiere, die nicht schnell vermittelt werden können, eingeschläfert werden müssten. Und warum Herr Lüdcke in einem der modernsten Tierheime der Welt diese Probleme hat, kann ich nicht nachvollziehen.
Jeder Hund, der bei einem Züchter gekauft wird, nimmt einem Tierheimhund den Platz weg. Und die Zuchtindustrie kann noch mehr ungewollte Hunde auf den Markt werfen, die über kurz oder lang zum größten Teil in den Tierheimen landen. Deshalb sollte der Weg immer zum Tierheim führen und nicht aus falsch verstandener Tierliebe zum Züchter, der ein Geschäft auf dem Rücken wehrloser Tieren macht. STEFAN KLIPPSTEIN, Berlin