: Mehr Grün für Knut
TIERHALTUNG Vom Medienliebling zum Mobbingopfer: Eisbärlegende Knut hat Ärger mit seinen drei Mitbewohnerinnen. Die Grünen fordern nun ein größeres Gehege für den nicht mehr ganz jungen Bären
Die Grünen haben ein Herz für Knut – und üben scharfe Kritik an seiner Unterbringung. „Die Haltungsbedingungen des Tieres bringen Menschen zum Weinen“, sagte die tierschutzpolitische Sprecherin Claudia Hämmerling am Montag. Sie forderte die Leitung der beiden Berliner Zoos unter anderem auf, Knuts Gehege zu vergrößern und den Tierbestand generell zu reduzieren.
Die Bilder des Eisbären Knut gingen um die Welt: Von seiner Mutter verstoßen, zog ein Pfleger das Tier mit der Flasche auf. Vier Jahre sind seitdem vergangen. Aus dem kuscheligen Tierbaby ist ein ausgewachsener Eisbär geworden: Fast 300 Kilogramm bringt er mittlerweile auf die Waage. Vor sechs Wochen musste der Publikumsliebling deshalb in eine größere Anlage umziehen. Er teilt sich das Gehege nun mit drei Eisbärdamen. Doch die Bärinnen wollen sich offenbar nicht mit dem Zuwachs anfreunden, sie bedrängen Knut mit Bissattacken und Drohgebärden. Fotos zeigen, wie der Eisbär ängstlich hinter einem Felsen kauert.
Ständig im Stress
Die Körperhaltung des Jungbären beweise es: Knut fühlt sich nicht wohl. Claudia Hämmerling glaubt die Gründe zu kennen: Für eine artgerechte Integration von Knut sei dessen neues Gehege einfach zu klein. Auch gebe es nicht genügend Rückzugsmöglichkeiten. „Das Tier ist ständig im Stress“, so Hämmerling, „Knut fragt sich nur noch: Wann kommt die nächste Schelle?“ Um seine Haltung zu optimieren, sei es außerdem nötig, die Anzahl der Tiere pro Gehege zu reduzieren und Knut mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten, so die Grünen-Politikerin.
Heiner Klös, Bärenkurator am Berliner Zoo, kann die Aufregung um Knuts Kraftprobe nicht verstehen. „Auch in freier Wildbahn treffen Eisbären aufeinander, Kabbeleien sind normal“, sagt Klös. Jedes Tier müsse lernen, sich zu wehren. Richtig wütend wird Klös über Hämmerlings Forderungen: „Knuts Gehege ist 1.700 Quadratmeter groß und zur Haltung von vier Säugetieren absolut ausreichend.“ Eine Vergrößerung sei unrealistisch: „Das ginge nur, wenn wir dafür irgendetwas anderes abreißen.“
Derlei Vorschläge hört der Kurator nicht zum ersten Mal. Im Internet kursiert ein Video, das Knut im Clinch mit seinen Artgenossen zeigt – seitdem melden sich Bärenexperten aller Art zu Wort, einige rufen gar zum Boykott des Zoos auf. „Viele Aussagen sind völlig daneben“, meint Biologe Klös. Er werde nicht drei Bärendamen abschieben, „nur damit Knut seine Ruhe hat“. Klös sieht in der Grünen-Forderung eher politische Meinungsmache. „Ich schätze Frau Hämmerling, aber sie hat von Bärenhaltung keine Ahnung.“ ALEXANDRA ROJKOV