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Archiv-Artikel

Porno-Bonbons

Da sich das „1. Porn Filmfestival Berlin“, veranstaltet von Filmemacher Jürgen Brüning, ursprünglich geplant für die Zeit vom 18. bis zum 22. Oktober, nun unerwarteterweise noch bis zum Ende des Monats erstreckt, werden dem willigen, aber von der Fülle des Angebots verwirrten Betrachter hier ein paar Höhepunkte des Festivals ans Herz gelegt.

Für Lesben und Lesbenliebhaber gibt es eine Reihe von Filmen, die, obwohl durchaus leiblich inspirierend, weit mehr sind als nur Sex: Am 18. Oktober, 18 Uhr zeigt das Kant Kino den berühmten französischen Sex-und-Rache-Film „Baise-moi“ aus dem Jahr 2000 von Virginie Despentes. Nach Vergewaltigungen, Misshandlungen und Ähnlichem rächen sich zwei Nutten am anderen Geschlecht, indem sie Lustmolche nach dem oder während des Sex ins Jenseits befördern, beispielsweise vermittels eines Pfennigabsatzes, der sich durchs männliche Auge bohrt.

Wichtig zum Verständnis der Pornoszene und ebenfalls im Kant Kino gezeigt wird der neue romantische Lesbenporno aus Frankreich „One night Stand“ (2006) von Emilie Jouvet (20. Oktober, 22 Uhr). Frauen- und Fetischfans können die poetisch-sinnlichen Maria-Beatty-Filme „Ladies of the Night“ und „Let the Punishment Fit the Child“ am 23. Oktober um 21 Uhr im Arsenal sowie am 24. Oktober um 19.30 am selben Ort die Filme „Ecstasy in Berlin, 1926“ und „Silken Sleeves“ besuchen. Die genannten Regisseurinnen sind jeweils bei den Vorführungen anwesend.

Wer auf Männer steht, könnte sich am 22. Oktober um 18 Uhr in den Kant Kinos „Hooks on the Left“ von Ted Verow ansehen. Heteros empfehlen wir die Weltpremiere von „Girls Lie“ von Eon McKai am 21. Oktober um 22 Uhr in den Kant Kinos und „All about Anna“ von Jessica Nilson aus der ehemaligen Lars-von-Trier-Produktionsfirma Pussy Power.

Zum sinnlichen Sehen außerhalb des Kinos verführt die Ausstellung zum Porno in der Galerie Tristesse Deluxe in der Karl-Marx-Allee 137, in der Arbeiten u. a. von Emilie Jouvet, Bruce LaBruce, Anja Weber gezeigt werden.

Das Pornofestival möchte auch seinen Beitrag zu Lehre und Weiterbildung leisten. Allerlei Vorträge werden gehalten, Manuela Kay etwa, Chefredakteurin von L-Mag, spricht am 21. Oktober um 16 Uhr in der Galerie Tristesse über „Lesben Pornos – schön gesehen, gut gekommen und leicht gemacht!“. Und natürlich gibt es einige Workshops zum Thema Sex. So etwa den Grundlagenworkshop „Abenteuer Mann, experimentelle Begegnung mit dem (un)bekannten Geschlecht“ am 21. Oktober von 15 bis 17 Uhr in der Hauptstraße 26, zweiter Hinterhof, dritter Stock. Dozentin Paula Rosengarthen zeigt an ihrem Assistenten, wie sich die erogenen Zonen des Mannes, die sich entgegen landläufigen Vermutungen nicht nur auf seiner Eichel befinden, gekonnt stimulieren lassen.

Außerdem wird heute und morgen beim Post Porn Politics Symposium in der Volksbühne von früh bis spät über Sex theoretisiert. Der Reigen reicht von der Präsentation von Bruce LaBruces „But is it Art?“ über eine Vorlesung von Lee Edelman, Literaturprofessor aus Yale, zum Thema „Toward dehumanization“ bis zu einer autobiografischen Vorlesungsperformance von Annie Sprinkle („My life and work as a post porn modernist for 30 years“). Am Mittwoch, den 18. Oktober lädt der Club Insomia zu seiner Einweihungsparty mit dem Bondagekünstler Matthias Grimme und der Sexperformerin Dominique.

CORNELIA GELLRICH