: Krieg und seine musikalische Subkultur
Im Juli jährte sich zum siebzigsten Mal der Beginn des spanischen Bürgerkriegs. Das Ekkehard Jost Ensemble macht im Bochumer Kultur-Bahnhof den Versuch, sich den Liedern der Freiheit aus der Perspektive des Jazz anzunähern
Die Faschisten um General Franco konnte die republikanische Regierung Spaniens am Ende der 1930er Jahre nicht aufhalten. Doch die Lieder der Freiheitskämpfer überdauerten das Ende des so genannten Bürgerkriegs und die folgenden 40 Jahre des spanischen Faschismus. Ekkehard Jost (68), Jazzmusiker und emeritierter Professor für systematische Musikwissenschaft in Gießen, setzt den Hymnen, Kampf- und Widerstandsliedern der meist unbekannten Autoren ein musikalisches Denkmal – 70 Jahre nach Beginn des Putsches rechtsgerichteter Generäle.
„Cantos De Libertad“ heißt der Songzyklus des zehnköpfigen Ekkehard Jost Ensemble, der am Sonntag im Bochumer Bahnhof Langendreer vorgestellt wird. Das musikalische Grundgerüst der Lieder werde dabei erhalten, sagt der renommierte Free Jazz Baritonsaxophonist Jost, dennoch gebe es „genügend Raum für Improvisation“. Sängerin und Rezitatorin der Lieder und Hymnen ist Marta De La Vega. In Madrid geboren und in Gießen aufgewachsen hat sie in mehreren Rock- und Salsa-Gruppen gesungen. An Ekkehards Josts Ensemble-Projekt „Broken Tangos“ hat sie ebenfalls mitgewirkt. Weitere Musiker sind Reiner Winterschladen (Trompete), Wollie Kaiser (Reeds) und Dieter Manderscheid (Kontrabass) – allesamt auch bekannt aus dem Umfeld des Kölner Stadtgartens.
Ekkehard Jost ist der geeignete Mann für die Übersetzung der Lieder des spanischen Bürgerkriegs. Als Autor der beiden grundlegenden Bücher „Free Jazz“ und „Europas Jazz 1960-80“ hat er sich vor allem mit dem musikalischen und politischen Ausbruch der frei improvisierenden Szene auseinander gesetzt. Als Musiker seit Mitte der 1960er Jahre auf der Free Jazz-Szene selbst mitgemischt.
HOLGER PAULER
Ekkehard Jost, Cantos de LibertadSo, 15.10. 20.00 UhrBahnhof Langendreer, BochumInfos: 0234-687161