: Brotige Brotbrettchen
PRODUKTTEST Wer sein Brot ehrt, sollte es auf einer würdevollen Unterlage kredenzen
Aus mittelalterlichen Sagen kennt man den Begriff des Brotfrevels: Man begeht ihn, wenn man mit Brot ehrlos umgeht. Auf der Stolzenburg in der Eifel sollen die Burgherren mit Brotlaiben gekegelt haben. Dafür wurden sie vom Herrgott mitsamt Burg versenkt.
In Bayern – und nicht nur dort – wird das Brot verehrt. Meine Mutter machte drei Kreuze auf die Rückseite des Laibs, bevor sie ihn anschnitt. Und dann machten wir Brotzeit. Eigentlich eine Zwischenmahlzeit für die Arbeiter, die am Nachmittag aus dem Wald oder vom Feld kamen. Die wollten keinen Kuchen essen, sondern eben Brot.
Mit Butter und geräuchertem Bauch, kaltem Braten, Blutwurst, Schinkenscheiben, Mett, Limburger Käse, Quark und Gewürzgurken. Meine Oma hat mir noch ein Rezept diktiert, das sie „Kartoffelzemeta“ nennt, „wie Zement“. Man nehme frisch gekochte Kartoffeln, schäle und zerstampfe sie, brate sie mit Zwiebeln und Butter in der Pfanne an. Dann kommt Sahne darüber und Salz. Eine Mischung aus Kartoffelbrei und Bratkartoffeln.
Brotzeit macht man normalerweise auf Holzbrettchen. In Schweinfurt wird das noch etwas weiter gedreht – dort isst man, wenn es „Schlachtschüssel“ gibt, direkt vom Holztisch. Das Berliner Lwerk, eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung, stellt dagegen Brettchen her, die aussehen wie Brote: eines wie ein Toastbrot, eines wie Graubrot, eines wie ein Kommissbrot.
Schöner kann man nicht Brotzeit machen. Packt man die Brettchen aus, riechen sie nach Holz. Die Berliner Kopfarbeiter freuen sich. Über Brotzeit und Brettchenbrote.
Es riecht fast so, als machten wir, nach einem harten Tag Arbeit, unsere verdiente Brotzeit im Wald. STEFFI UNSLEBER
■ Geschnitten Brot, 14,90 Euro für ein Brettchen-Duo, im Laden des Lwerk, Goltzstraße 19, Berlin-Schöneberg. Versand über: mertins@lwnet.de