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Archiv-Artikel

Ein Dorf verlässt die CDU

Massenaustritt in Ellerau, weil die Landesregierung die Gemeinde ihrer Selbständigkeit berauben will

Mit einem Massenaustritt aus der CDU haben Kommunalpolitiker in Ellerau (Kreis Segeberg) auf die geplante Verwaltungsreform in Schleswig-Holstein reagiert. 32 der 61 CDU-Ortsmitglieder, darunter Vorstand und Fraktion, haben den Verein „Aktives Ellerau“ gegründet, um weiter politisch aktiv zu sein, teilte der zweite Vereinsvorsitzende, Wolfgang Dohrmann, gestern mit. Der CDU-Landesverband bedauerte die Entscheidung.

Der Ortsverband fühle sich von der Großen Koalition in Kiel im Stich gelassen, betonte Dohrmann. Weil Ellerau mit 5.300 Einwohnern zu klein ist, soll es im Zuge der Reform die selbständige Verwaltung aufgeben. Ende September hatte der Koalitionsausschuss der Landesregierung beschlossen, dass hauptamtlich verwaltete Gemeinden künftig mindestens 8.000 Einwohner habe müssen. Als Zielvorstellung wurden sogar 18.000 bis 20.000 Einwohner genannt.

Ein entsprechendes Gesetz soll der Landtag demnächst verabschieden, zum 1. Januar 2007 soll es in Kraft treten. Damit wird die Landesregierung ermächtigt, zu kleine Gemeinden auch gegen deren Willen zusammenzuführen. Größere Verwaltungen würden professioneller und wirtschaftlicher arbeiten, so die Begründung.

„Wir bedauern den Austritt“, beteuerte gestern CDU-Landesgeschäftsführer Daniel Günther. Der Landesverband habe ein Gesprächsangebot an die Abtrünnigen gemacht, um die ausgetretenen Mitglieder zur Rückkehr zu bewegen. Allerdings vergeblich. Nun müsse es darum gehen, sagte Günther, in Ellerau „wieder eine schlagkräftige CDU auf die Beine zu stellen“. DPA/TAZ