Ungeliebter Preis

BIG BROTHER AWARD Kanzleramt wegen Verstrickung in NSA-Skandal ausgezeichnet. Sticker für Snowden

BERLIN taz | Auf diese Ehrung würden die Preisträger wohl gerne verzichten. Datenschutzaktivisten und Bürgerrechtsorganisationen haben am Freitagabend den Big Brother Award für besonders perfide Formen von Überwachung und Datenklau verliehen. Eine Jury mit Vertretern von Digitalcourage, dem Chaos Computer Club, der Internationalen Liga für Menschenrechte und der Deutschen Vereinigung für Datenschutz vergab in Bielefeld die Preise in sechs Kategorien.

Den Politik-Award erhielt das Kanzleramt, wegen der „geheimdienstlichen Verstrickungen“ der alten und neuen Bundesregierung in den NSA-Skandal. Die deutsche Regierung habe „mit Massenausforschung und Digitalspionage verbundene Straftaten und Bürgerrechtsverstöße nicht abgewehrt“, sagte Laudator Rolf Gössner von der Internationalen Liga für Menschenrechte.

In Beziehung zur Bundesregierung steht auch der Preisträger in der Kategorie Wirtschaft, die amerikanische Firma für Sicherheitstechnik Computer Sciences Corporation (CSC). Das Unternehmen mit Ableger in Wiesbaden sei eine „outgesourcte EDV-Abteilung“ der NSA, so Rena Tangens von Digitalcourage. Für die Bundesregierung soll CSC unter anderem Aufträge zur sicheren Kommunikation von Behörden übernommen haben.

Weitere Awards erhielten MeinFernbus, die RWE AG, LG Electronics und verschiedene „Auto-Spione“, allesamt für ihren zweifelhaften Umgang mit Kunden- und Mitarbeiterdaten.

Auch eine positive Auszeichnung gab es. Der Julia und Winston Award, benannt nach den Widerständlern in Orwells Roman „1984“, ging an Edward Snowden für seine Enthüllungen im NSA-Skandal. Dotiert ist der Preis mit einer Million Aufkleber. Sie tragen das Konterfei Snowdens und sollen bundesweit verteilt werden. LUKAS MEYER-BLANKENBURG