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Archiv-Artikel

Die FU hat sich verrechnet

Fast 29 Millionen Euro Fördermittel im Jahr wären auf die Freie Universität herabgeregnet, wäre sie gestern zur „Elite-Uni“ gekürt worden. Jetzt gibt es nur eine magere Million für ein Graduiertenkolleg

von MARTIN KAUL

Nach der Humboldt-Universität (HU) hat gestern auch die Freie Universität (FU) die Auszeichnung zur sogenannten Elite-Universität verpasst. Damit gibt es bis auf weiteres keinen „Uni-Leuchtturm“ in der Hauptstadt. Bereits in einem Vorauswahlverfahren war die HU mit ihrem Konzept gescheitert. Der Bewilligungsausschuss der Exzellenz-Initiative des Bundes sprach gestern nun auch der FU nur die Förderung einer sogenannten Graduate School zu. Damit war die FU-Präsentation nur in einem von drei Bewerbungsverfahren erfolgreich – und erhält statt möglicher 28,5 Millionen Euro nur 1 Million Euro jährlich an zusätzlichen Mitteln.

FU-Präsident Dieter Lenzen versuchte gestern, den Rückschlag zu relativieren. Er gab sich betont gut gelaunt und verwies auf die guten Chancen, die sich die FU von der kommenden, zweiten Förderrunde verspricht.

Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der FU nahm die Entscheidung mit „Freude und Erleichterung zur Kenntnis“. Elsa Koester, hochschulpolitische Referentin des Asta, sagte: „Das Wissenschaftsverständnis von FU-Präsident Dieter Lenzen basiert auf wirtschaftlicher Verwertungslogik. Das ist nicht nur sozial, sondern auch wissenschaftlich und gesellschaftlich gefährlich und inakzeptabel. Es ist gut, dass Lenzen mit diesem Konzept erfolglos geblieben ist.“

Die FU hatte sich mit dem „Zukunftskonzept“ einer „International Network University“ um den Elitetitel beworben und sich dabei auf ihre „reformerische Tradition“ berufen. Gemeint waren damit freilich nicht die Errungenschaften studentischer Kämpfe in den 70ern, sondern deren Gegenteil: Ziel sollte eine internationale Clusterbildung hocheffizienter Wissenschaftsbereiche sein.

Als Vorbild hierzu diente das Exzellenzcluster „Governance in a Globalized World“ am Otto-Suhr-Institut. Es konnte sich im deutschlandweiten Konkurrenzkampf aber nicht durchsetzen. Ein Erfolg hier wäre für die Universität Voraussetzung gewesen, um mit dem Zukunftskonzept zur Elite-Uni gekürt zu werden. Mit dieser Strategie sehen die Studierendenvertreter das Präsidium der Freien Universität nun gescheitert. „Das Präsidium sollte sich darauf besinnen, dass die Universität ein realer Lebensraum mit gesellschaftlicher Funktion ist und ihre Elitisierung aufgeben“, sagte Koester und forderte Präsident Lenzen auf, „die Entscheidung gegen das Zukunftskonzept als Entscheidung gegen eine betriebswirtschaftliche Wissenschafts- und Verwertungskultur zu verstehen“.

Präsident Lenzen hingegen teilte mit: „Wir sehen entspannt und entschlossen in die Zukunft und gehen davon aus, in der kommenden Wettbewerbsrunde gute Chancen im Elitewettbewerb zu haben.“ In einer zweiten Runde können nun weitere Antragsskizzen eingereicht werden. Im April 2007 könnte sich dann endgültig entscheiden, ob die Freie oder die Humboldt Universität doch noch mit dem Elite-Logo gekennzeichnet wird.

Bis dahin muss sich die FU mit einer zusätzlichen Förderung der Graduate School of North American Studies am John-F.-Kennedy-Institut begnügen. Gleichrangig erhielt neben der FU auch die Humboldt-Universität den Zuschlag zu einem Graduiertenkolleg sowie die Berlin Mathematical School, mit der sich FU, HU und TU gemeinsam beworben hatten.