Die Händelkammer

STREIT Opposition in der Handelskammer wirft der Mehrheit Taschenspielertricks für Machterhalt vor

„Das Präsidium hat das Plenum getäuscht“

TOBIAS BERGMANN

Die Händel in der Handelskammer nehmen kein Ende. „Getäuscht“ fühlt sich das oppositionelle Bündnis „Die Kammer sind wir“ vom Rücktritt des Kammerpräses Fritz Horst Melsheimer als Vorstandschef der Versicherungsgruppe Hanse-Merkur. Erst am 3. April war dem Plenum Melsheimer für eine weitere Amtsperiode als Präses vorgeschlagen worden. Diese Position dürfen aber nur aktive Vorständler Hamburger Unternehmen bekleiden, keine Ruheständler. „Das Präsidium hat das Plenum getäuscht“, sagt deshalb Tobias Bergmann von „Die Kammer sind wir“.

Seit Wochen wird die altehrwürdige Kaufmanns-Institution von internen Kämpfen erschüttert. Bei den Kammerwahlen im Februar zog erstmals eine Oppositionsgruppe mit zwölf von 56 Sitzen in das Kammerparlament, das Plenum, ein. Sie will für mehr Transparenz und Demokratie in der Kammer sorgen.

Die Reaktion der konservativen Mehrheit der Großunternehmer war, noch das alte Plenum rasch eine Satzungsänderung vornehmen zu lassen. Dadurch wurde Präses Melsheimer eine dritte Amtsperiode ermöglich, bis dahin waren nur zwei vorgesehen. Das Bündnis „Die Kammer sind wir“ sah sich erstmals getäuscht.

Dass der erst 63-jährige Melsheimer, dessen offizielle Wahl am 8. Mai erfolgen soll, Ende Juni vorzeitig seinen Chefposten bei der Versicherung aufgibt, erzürnt das Bündnis nun erneut. Vor allem der Hinweis, sein Ausscheiden sei bereits „seit Langem festgelegt gewesen“, stößt Bergmann sauer auf. Das sei, kritisiert er, „schon der zweite Taschenspielertrick“.  SMV