AMERICAN PIE : Schwierige Tanzpartner
BASKETBALL Dirk Nowitzki und Dennis Schröder freuen sich mit ihren NBA-Teams auf die Playoffs – vermutlich ein kurzes Vergnügen
Die gute Nachricht: Dirk Nowitzki und Dennis Schröder haben die NBA-Playoffs erreicht. Die schlechte Nachricht: Die werden wohl sehr schnell wieder vorbei sein für die beiden deutschen Basketballprofis. Denn sowohl die Dallas Mavericks um ihren Star Nowitzki als auch die Atlanta Hawks, bei denen Schröder eine eher durchwachsene erste Saison spielt, gehen in die am kommenden Samstag beginnende K.-o.-Runde als krasse Außenseiter.
Vor allem den Hawks traut kaum jemand etwas zu. Das Team war die ganze Saison von Verletzungen geplagt und steht nur in den Playoffs, weil die direkte Konkurrenz noch schlimmer schwächelte. Zwar konnten auch die Indiana Pacers, gegen die Atlanta in der ersten Playoff-Runde antreten muss, zuletzt nicht überzeugen, aber alles andere als ein schnelles Aus mit vier Niederlagen in den ersten vier Spielen der Serie wäre eine Sensation. So sieht das auch Mike Budenholzer. „Ich bin glücklich, dass wir noch ein paar Partien spielen dürfen“, sagte der Trainer der Hawks, nachdem die Playoff-Qualifikation gesichert war, „so können wir uns weiter verbessern. Wir wollen hier etwas aufbauen für die Zukunft.“ Das gilt nicht zuletzt für Dennis Schröder. Seit der 20-jährige Braunschweiger im vergangenen Sommer nach Atlanta kam, hat er zwar immer wieder bewiesen, was für ein großes Talent er ist, aber für die NBA fehlen ihm noch Routine und Konstanz. Aufgrund der vielen Verletzten kam der Aufbauspieler zwar zuletzt öfter zum Einsatz, aber Schröder leistet sich noch zu viele Ballverluste. Vor allem der junge Deutsche könnte die Gelegenheit nutzen, in seinen ersten Playoffs Erfahrung zu sammeln. Sollten die Hawks allerdings die Spiele gegen Indiana wider Erwarten knapp halten können, dürfte Schröder dann doch die meiste Spielzeit nur auf der Ersatzbank sitzen.
Erfahrung besitzt Dirk Nowitzki bereits reichlich, er hat aber auch größere Ambitionen. Für den besten deutschen Basketballer aller Zeiten ist es die 13. Playoff-Teilnahme, allzu viele werden für den mittlerweile 35-Jährigen nicht mehr folgen. „Das ist ein gutes Gefühl, wieder beim großen Tanz dabei zu sein, zurück auf der großen Playoff-Bühne“, sagt Nowitzki.
Wer der erste Partner auf der Bühne wird, ist noch unklar. Ob die Mavericks es mit den San Antonio Spurs oder Oklahoma City Thunder zu tun bekommen, entscheidet sich Mittwochnacht. Am letzten Vorrundenspieltag muss Dallas ausgerechnet bei den Memphis Grizzlies antreten: Der Verlierer muss ran gegen San Antonio, die nach Siegen beste Mannschaft der Saison, der Sieger höchstwahrscheinlich gegen die kaum schwächeren Thunder. Es ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera. „Ich bin nicht sicher, gegen wen wir lieber spielen würden“, sagt Nowitzki, „das sind beides großartige Mannschaften. Oklahoma City ist vielleicht ein bisschen athletischer, San Antonio spielt dafür schlauer.“
Insgeheim aber dürften sich die Mavericks gegen Oklahoma bessere Chancen ausrechnen. Denn gegen San Antonio haben Nowitzki und seine Kollegen seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gewinnen können. In den drei Partien gegen Oklahoma dagegen gelangen Dallas in dieser Spielzeit sogar zwei Siege. Beim letzten, einem 128:119 nach Verlängerung Ende März, war Nowitzki mit 32 Punkten, zehn Rebounds und sechs Assists mal wieder überragend. Aber trotzdem: Niemand rechnet damit, dass die Mavericks die erste Playoff-Runde überstehen werden. Ähnliches sagten die Experten allerdings auch zum Playoff-Start vor drei Jahren voraus, als Dallas zum ersten und einzigen Mal Meister wurde. Sollte dieses Kunststück wiederholt werden, käme das allerdings einem sportlichen Wunder gleich. Die beste Nachricht für Dirk Nowitzki dürfte deshalb sein: Der Sommerurlaub beginnt in diesem Jahr vermutlich schon Anfang Mai. THOMAS WINKLER