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Archiv-Artikel

soundtrack

Gleich zu Beginn dieser Konzertwoche geht das Leben zu Ende. Die makabren Genfer The Dead Brothers laden heute Abend ins Uebel & Gefährlich zum ausgelassenen Totentanz. Die eigensinnigen Eidgenossen lassen die Tuba knarzen, Gitarren und Banjo schreien und die Quetschkommode quietschen, dass das Ableben zur wahren Freude wird. Der Tod hat dabei viele unterschiedliche Gesichter, auch wenn nicht wenige davon Tom Waits nicht unähnlich sehen. Dem haben ihre Platten – ob „Dead Music for Dead People“ oder „Day of The Dead“ – übrigens sehr gut gefallen. Ob ausgelassene Polka, lebensmüde Volkslieder, Voodoo-Beschwörungen, sterbende Walzer oder Trauermärsche; die Bestatter aus den Bergen tragen alles zu Grabe und reißen bei ihren skurrilen und theatralischen Auftritten jede Wand zum Jenseits mit staubiger Leichtfüßigkeit ein. Ein Musical haben sie auch schon geschrieben, Musik für einen Film und ein Theaterstück. Und die „Dreigroschenoper“ im Berner Schauspielhaus haben sie gespielt. Genug Stoff für die Dokumentation „Death Is Not The End“, die dieses Jahr Premiere hatte. Genauso wie ihre neue Platte „Wunderkammer“, die sie heute vorstellen. Wer da nicht gern ein wenig mitstirbt, nimmt das Leben vielleicht ein bisschen zu Ernst.

Ganz bestimmt nicht zu Ernst nehmen sich wiederum die Frauen von Erase Errata, die am Sonntag im Molotow auf der Bühne stehen. Die spielen nämlich nach Selbstauskunft die lächerlichste Musik, die sie machen können – und lachen darüber. Ihr wilder experimenteller Post-Punk-Brei mit viel Rumgehüpfe bringt jede Schublade durcheinander, zappelt ungemein und ist verdientermaßen längst zum unbestrittenen Underground-Klassiker avanciert.

Mit „Erase Errata“ und „Sonic Youth“ auf Tour waren auch „Les Georges Leningrad“, die ihren Auftritt am Sonntag im Fundbureau leider wegen eines gebrochenen Fußes absagen mussten. Stattdessen gibt es das Amsterdamer Duo ZEA zu hören, das HipHop, Techno, Noise-Rock und Pop zu hübschen elektro-akustischen Indie-Perlen irgendwo im weiten Feld zwischen „The Notwist“ und „They Might Be Giants“ veredelt und zu Hause längst Liebling der Presse ist. Dazu gibt es das stets in weiße Tennisklamotten gehüllte Poprock-Duo Jack Fucking Twist zu bestaunen, das in den Countryclubs Kaliforniens schon lange als Geheimtipp gehandelt wird, und die großartige, sologitarrenfreie, herb-charmante PyjamaPolka-PunkRock-Disco-Tanzkapelle Karl-Heinz aus Hamburg.ROBERT MATTHIESThe Dead Brothers: Do, 19. 10., 21 Uhr, Uebel & GefährlichErase Errata: So, 22. 10., 20 Uhr, MolotowKarl-Heinz & Jack Fucking Twist & ZEA: So, 22. 10., 22 Uhr, Fundbureau