: SPD-Chef fordert Pranger
Petersen schlägt vor, Adressen von Sexualstraftätern zu publizieren. Seine Partei ist damit nicht gerade glücklich
Der Vorschlag sorgt bei den Fachleuten der eigenen Partei für Bestürzung: Die Namen und Adressen überführter Sexualstraftäter sollten veröffentlicht werden, hat der SPD-Landesvorsitzende Mathias Petersen in einem Gespräch mit der Bild-Zeitung gefordert. „Diejenigen, die so ein Verbrechen planen oder begehen, sollen wissen, dass sie für den Rest ihres Lebens gezeichnet sind“, sagte er dem Boulevardblatt. „Aus fachlicher Sicht sind solche Veröffentlichungen nicht geeignet, zukünftige Sexualstraftaten zu vermeiden“, konterte der Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen (ASJ).
Vorbilder für Petersens Vorschlag sind ähnliche Verzeichnisse in den USA. „Die Opfer müssen ihr ganzes Leben mit dieser Straftat leben, und deswegen finde ich es berechtigt, dass auch die Täter damit leben müssen“, sagte Petersen der Zeitung. Mit Blick darauf, dass viele Kinder zu den Opfern gehörten, glaube er, dass eine Mehrheit im Land für eine Gesetzesverschärfung wäre. Die Veröffentlichung werde viele mögliche Täter abschrecken, die „dann auch in keiner Datei auftauchen“.
Die ASJ-Vorsitzende Anke Pörksen hält die Idee für kontraproduktiv. „Bei Opfern von Sexualdelikten löst das Wissen um Nachbarn mit einschlägigen Vorstrafen Angst und Verunsicherung aus“, warnte sie. Die Opfer brauchten stattdessen Hilfe, etwa eine faire Behandlung während des Prozesses.
Pörksen erinnerte daran, dass die Täter einen verfassungsrechtlich gestützten Anspruch auf Resozialisierung hätten. „Die Behauptung, Sexualstraftäter seien generell nicht therapierbar, trifft nicht zu“, stellte sie fest. Erfahrungen aus den USA belegten, dass das „An-den-Pranger-Stellen“ zu einer Hatz auf die Täter führen könne.
Petersen sah sich zu einem Brief an die „lieben Genossinnen und Genossen“ genötigt. Er habe ein Thema aufgegriffen, das ihn seit Jahren als Arzt mit einer Praxis in Altona beschäftige. In der Öffentlichkeit werde das Thema verdrängt und verharmlost. Es mangele an Prävention. Nur in Berlin gebe es eine völlig überlaufene Stelle, bei der potentielle Täter Hilfe suchen könnten. „Jetzt wird mir vorgeworfen, ein Populist zu sein“, wunderte sich Petersen. KNÖ