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Archiv-Artikel

„Ein riesiger Jubel!“

OSTERN KATHOLISCH Elke Lütgenau-Hawae erlebt den Leidensweg Jesu ganz konkret in etlichen Hamburger Gottesdiensten mit. Und ist beim finalen Auferstehungsgloria zu Tränen gerührt. Ostereier sucht sie trotzdem

Von PS
Elke Lütgenau-Hawae

■ 54, die Krankenschwester ist Koordinatorin bei der Hamburger Johanniter-Hospizambulanz und bildet Menschen in der ehrenamtlichen Sterbebegleitung aus.

Wenn ich an Ostern denke, freu ich mich, denn Ostern bedeutet ja: Jesus Christus ist auferstanden, es gibt keinen Tod! Wie sich das medizinisch erklären ließe, weiß ich nicht, aber bei Gott ist nichts unmöglich. Und die Karwoche ist ja eine Art Nacherleben des Leidensweges Jesu.

Der Anfang dieser intensiven Zeit – die eigentlich mit dem Fasten ab Aschermittwoch beginnt – ist der Fußwaschungsgottesdienst am Gründonnerstag. Da kommt der Pfarrer in die Kirchenbänke und wäscht denen, die möchten, die Füße. Ich finde das sehr berührend: Da kniet derjenige, der sonst die Predigt hält, vor mir und wäscht mich. Jesus hat das bei seinen Jüngern so gemacht – mit der Idee, die Machtverhältnisse umzukehren. Ich bin Krankenschwester und habe Hunderten Menschen die Füße gewaschen. Und jede Fußwaschung hat dieses Dienende – wenn man die entsprechende Einstellung hat.

Donnerstagabend werden dann die liturgischen Geräte vom Altar genommen und die Lichter gedimmt, sodass die Kirche einer Grabkammer gleicht. Darin machen einige von uns in der Nacht eine Art Sterbegleitung: Wir beten und wachen mit Jesus, der in dieser Nacht im Garten Gethsemane um sein Leben kämpfte. Und Karfreitag um 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu, besuche ich einen Gottesdienst, in dem das Kreuz umhergetragen wird, damit wir Abschied nehmen können vom Verstorbenen.

Der Höhepunkt ist aber natürlich das Osterfeuer! Es wird am Ostersonntag vor Sonnenaufgang vor der Kirche entfacht. Daran entzünden wir unsere Osterkerzen, bevor wir in die Kirche gehen. Dort hören wir die Heilsgeschichte. Da viele Kirchen nach Osten ausgerichtet sind, feiern wir in den Sonnenaufgang hinein. Am Ende erklingen Orgel und Trompete zum Auferstehungsjubel! Das ist so unglaublich berührend, dass mir manchmal die Tränen kommen.

Das heißt aber nicht, dass ich dem Ostereiersuchen abgeneigt wäre. Mein Mann ist Muslim, und während meine drei Töchter mit mir im Ostergottesdienst sind, versteckt er die tags zuvor gefärbten Eier. Ob das ein heidnischer Brauch ist? Sicherlich, aber das ist der Christbaum auch. Und ich muss ja die Ostereier nicht unbedingt deuten – ich esse sie lieber!  PROTOKOLL: PS