: Schnitzeljagd mit Studenten
Betr.: „Räuber und Gendarm“, Interview mit Unirektor Volker Ronge, taz nrw vom 7. 10. 06
Das Interview mit Herrn Ronge ist ja in vielerlei Hinsicht aufschlussreich. Als Studierender der Uni Wuppertal habe ich mich allerdings gewundert, wie geheimniskrämerisch er tut, wenn es um den Tag der Entscheidung über Studiengebühren geht. Nur keine falsche Bescheidenheit! Wie er uns Studierende an der Nase geführt hat, ist schon erwähnenswert. Nicht nur dass Ort und Zeitpunkt der Senatssitzung geheim blieben (womit sich Herr Ronge über die Satzung der Uni hinweggesetzt hat, die auch in diesem Fall eine öffentliche Sitzung vorsieht). Die studentischen Senatsmitglieder wurden erst nicht zur Sitzung zugelassen. Die restlichen Mitglieder mussten sich im Heizungskeller verstecken, um dann heimlich ins Rektorat geschleust zu werden. Ein privater Sicherheitsdienst schirmte den Keller und später das Rektorat von den Studierenden ab. Die wenigen protestierenden Studierenden, mit ein paar Trillerpfeifen und Trommeln ausgerüstet, fühlten sich nicht gerade in der „besseren Kampfposition“. Handys nützten da auch nicht.
Das Ergebnis der Senatssitzung war denkbar knapp: 9 Ja-Stimmen, 8 Nein-Stimmen, 2 Enthaltungen. Wer hätte das gedacht! Als gerade mal 60 Studierende eine Demo durch die Stadt machten, wurden sie von 6 Mannschaftswagen der Polizei begleitet. Wer hat da eigentlich „militärisch aufgerüstet“? Der Begriff „Schnitzeljagd“ ist schon leicht untertrieben. Ein Senatsmitglied sprach nach der Abstimmung von einer „unwürdigen Aktion“. Über diese „Spielchen“ lachen kann nur derjenige, der die Machtmittel hat, um seine Pläne durchzusetzen. Ich kann schon lange Zeit nicht mehr darüber lachen, mit welchen Methoden an den Unis in NRW und anderswo Studiengebühren „durchgedrückt“ werden. Zu den hochschulpolitischen Ansichten von Herrn Ronge will ich mich nicht weiter äußern. Sie sprechen für sich. DANIEL DIEKHANS, Wuppertal