kabinenpredigt : Der FC Union hat einen Aufsteiger
„Mund abwischen und weiter machen“, befahl Christian Schreier nach der unglücklichen 1:2-Niederlage in Düsseldorf. Benachteiligt durch einen indisponierten Schiedsrichter, der einen harmlosen Umfaller eines Rheinländers als elfmeterwürdiges Foul ahndete, verlor der 1. FC Union die Partie am Freitagabend. Dennoch bleibt der Neuling aus Köpenick sensationell Spitzenreiter in der Regionalliga Nord!
Der 47-jährige Union-Trainer hat seiner Mannschaft Stärke eingehaucht, die man eigentlich im Abstiegskampf erwartet hatte. Denn die Vereinskasse ist leer, namhafte Verstärkungen waren nicht möglich. „Unser Ziel ist der Klassenerhalt“, betont der Coach auch noch im Höhenflug. Wer daran zu zweifeln wagt, wird vom Chef schon mal freundschaftlich durchgeschüttelt – wie jener perplexe Journalist nach einem Testspiel gegen Tasmania. Überhaupt die Medien: Der Union-Trainer übt sich in friedlicher Koexistenz mit den Beobachtern, auch wenn ihm schon mal ein erdiges „Eierfeile“ oder „Osterhase“ herausrutscht.
Vielleicht ist es Schreiers knorzige Art, die Unions Erfolg aus macht. Der Westfale scheint die Sprache der Spieler zu sprechen. Auch Achtung schwingt mit. Wenn der Chef während der Übungsstunden im Trainingsanzug mit dem Ball jongliert, wirkt er wie ein vorzeitig ergrauter Leistungsträger.
Immerhin hat Schreier 1984 ein Länderspiel gegen Argentinien absolviert (bei Franz Beckenbauers missglücktem Debüt als Teamchef) und 1988 neben Sturmkollege Jürgen Klinsmann Olympiabronze in Seoul geholt. Trotz seiner 331 Bundesliga-Einsätze, und dabei erzielte 106 Treffer für Bochum, Düsseldorf und Leverkusen, ging Schreier nach seiner Karriere auf Ochsentour durch den Osten. Als Trainer scheiterte er mit Schönberg und Neuruppin knapp am Regionalliga-Aufstieg. Experten zweifeln nicht, dass er das Zeug hat zum Aufstieg ins Profilager – ob mit oder ohne Union. UWE EBENHÖH