: Der Kampf um die Kais wird noch schärfer
Hamburg und Bremen gehören zu den Gewinnern beim weltweit wachsenden Seehandel. Das sagt eine Studie von Weltwirtschaftsinstitut und Berenberg-Bank voraus. Gefordert werden bessere Konzepte für Investitionen und Logistik
Das Wachstum des Welthandels werde an Seeschifffahrt, Hafenbetreiber und Speditionen mittelfristig noch stärkere Herausforderungen stellen. Das ist das Ergebnis der Studie „Strategie 2030: Maritime Wirtschaft und Transportlogistik“, die gestern in Hamburg veröffentlicht wurde. Erstellt wurde die 74-seitige Untersuchung vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) und der Privatbank Berenberg. „Der Kampf um die Kais“, so das Fazit von Berenberg-Chefvolkswirt Wolfgang Pflüger, „ist längst entbrannt.“
Erhebliche Konsequenzen sieht die Studie für die großen Häfen in Norddeutschland voraus. In 25 Jahren wird Hamburg demnach das belgische Antwerpen als zweitgrößter Hafen Europas abgelöst haben. Die Häfen von Bremen und Bremerhaven gemeinsam, zurzeit auf Platz 13 in Europa, werden im Jahr 2030 die Nummer 5 auf dem Kontinent sein. Da sei Norddeutschland „phantastisch gut aufgestellt“, freut sich HWWI-Chef Thomas Straubhaar.
Unangefochtener Spitzenreiter im europäischen Warenumschlag wird Rotterdam bleiben. Im Weltmaßstab belegt der holländische Hafen vor Hamburg den siebten Platz. Der geplante Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven wurde „wegen noch fehlender Basisdaten“ in der Studie nicht berücksichtigt.
Für den Hamburger Hafen erwartet das HWWI jährliche Wachstumsraten bis 2030 von 6,6 Prozent, im Containerumschlag sogar von 8,3 Prozent. Dabei sind unter anderem die Handelsverflechtungen mit Osteuropa und Asien sowie die Einbindung des Hafens in das Umland berücksichtigt. Die bremischen Häfen sollen um 6,0 Prozent beziehungsweise 7,6 Prozent pro Jahr zulegen.
Damit würden beide Hansestädte über dem prognostizierten durchschnittlichen Wachstum liegen. Zu den Verlierern an der Nordsee gehört vor allem London. Im Jahr 2030 wird die britische Hauptstadt von Rang 8 auf Rang 13 in Europa gefallen sein und nur noch halb so viele Güter umschlagen wie Bremen und lediglich noch ein Fünftel der Hamburger Mengen.
Damit werde für Häfen, die Zukunft haben wollen, „die Logistik der entscheidende Standortfaktor“, sagte Straubhaar. Für das Löschen und Lagern der Frachten auf den Terminals und für die Verbindungen ins Hinterland fordert er „Gesamtverkehrskonzepte“. Und Pflüger mahnt „verlässliche Rahmenbedingungen für private oder Investitionen mit staatlicher Beteiligung“ an. SVEN-MICHAEL VEIT