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Archiv-Artikel

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Als Nebenreihe des Festivals filmPolska spielt das Zeughauskino eine kleine Reihe mit Filmen, die Geschichten des polnischen Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem als Grundlage haben. Dazu gehört neben einem Klassiker wie Andrej Tarkowskijs „Solaris“ auch der Teilanimationsfilm „The Congress“ von Ari Folman, mit dem die Reihe am Freitag eröffnet wird. Von Lems Roman „Der futurologische Kongress“ ist in Folmans Adaption allerdings nur die Grundidee übrig: Während im Buch ein totalitäres Regime die Bevölkerung unter Drogen setzt, um eine Welt ohne Probleme vorzugaukeln, geben sich bei Folman die Menschen freiwillig den Verlockungen der Unterhaltungsindustrie hin. Anlass für ein Drama, das Fragen sowohl zur Zukunft der medialen Digitalisierung als auch zur menschlichen Wahlfreiheit aufwirft und in einen halluzinogenen Zeichentrick-Trip mündet. (25. 4., Zeughauskino)

Die Brotfabrik zeigt im gleichen Zusammenhang eine dem Kameramann Jacek Petrycki gewidmete Werkschau. In Krzysztof Kielowskis „Der Filmamateur“ (1979) etwa wird das Medium selbst ironisch reflektiert: Protagonist Filip, der mit seiner Schmalfilmkamera alles filmt, was sich bewegt, landet nach einem Film über ein Firmenjubiläum bei einem Amateurfilmfestival und im Fernsehen, beginnt sich als kritischen Filmemacher ernst zu nehmen … und unterschätzt dabei den sozialistischen Staat, seine Zensur und die Folgen. (Om engl. U, 25. 4., Brotfabrik-Kino)

Zu den Highlights der Hollywood-Karriere von Robert Siodmak zählt der 1943 nach einer Vorlage von Cornell Woolrich entstandene Film noir „Phantom Lady“: Ein Architekt (Alan Curtis) kommt ahnungslos nach Hause und findet im Wohnzimmer finstere Typen vor, die sich bei näherer Betrachtung als Inspektoren der Mordkommission herausstellen. Seine Gattin wurde ermordet, er ist der Hauptverdächtige. „Phantom Lady“ besitzt eine Reihe von toll inszenierten Szenen: Die Art, wie die Polizisten den Architekten zunächst im eigenen Saft schmoren lassen, um ihm dann Stück für Stück auf die Pelle zu rücken, ist ebenso ein atmosphärisches Meisterstück wie die wilde Jazz-Jam-Session, bei der sich ein Drummer in eine frenetischen Ekstase hineinsteigert und so sein erotisches Verlangen nach einer Frau ausdrückt. In der berühmtesten Szene des Films verfolgt die Sekretärin des Architekten (Ella Rains) einen meineidigen Zeugen durch die nächtlichen Straßen bis auf den Bahnsteig einer Hochbahn: eine aus Licht und Schatten komponierte Sinfonie der Spannung, in der das enervierende Klackern ihrer Absätze dem Mann mindestens ebenso zu schaffen machen wie sein schlechtes Gewissen und die grassierende Hitzewelle. (OF, 24. 4., Zeughauskino)