: SPD-Rocker soll schlichten
Mit 66 wollte er endlich Klavierspielen lernen, sagte Peter Struck, als er 2009 nach 30 Jahren aus der Bundespolitik schied. Ob der ehemalige SPD-Fraktionschef in den 14 Monaten, die seit seinem Abgang vergangen sind, ein paar Bach-Etüden gelernt hat, ist nicht bekannt. Jetzt widmet er sich jedenfalls einer neuen Aufgabe. Struck soll im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn schlichten, wie das Unternehmen und die beteiligten Gewerkschaften am Freitag bekannt gaben.
Eine gute und mutige Wahl. Struck gilt als ruppiger, knorriger Typ mit großer Klappe, der dennoch mit Fingerspitzengefühl unterschiedliche Meinungen auf einen gemeinsamen Nenner bringen kann. Innerhalb seiner Partei wie auch zwischen Koalitionspartnern. Während der großen Koalition, dessen Motor er mit CDU-Amtskollegen Volker Kauder war, sorgte er für Minimalkonsens, attackierte die Union aber immer wieder auch heftig. Innerhalb der Fraktion sorgte er mal mit Zuckerbrot mal mit Peitsche für eine einheitliche Linie. Auch er war kompromissbereit. Der gelernte Jurist, der nie Kanzler oder Minister werden wollte, ließ sich von Gerhard Schröder 2002 zum Posten des Verteidigungsministers drängen. Der Satz „Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt“ ist legendär.
Zuletzt sorgte er für Aufregung, als ihn der Vorstand der Friedrich-Ebert-Stiftung im Oktober als künftigen Vorsitzenden vorschlug, was in der SPD-Parteispitze für Unmut sorgte.
Peter Struck ist bekannt für seine schnörkellose Deutlichkeit. Was er dachte, sagte er auch. Oft lautstark. Mit den Worten „Die kann mich mal“ bedachte er einst die Union. Innerhalb der eigenen Fraktion galt ein „du Arsch“ von ihm schon fast als Adelung. Als ausgewiesener Bahnfan kannte man Struck nicht, eher als Motorrad-Freund, Pfeifenraucher und Rockfan. Legendär seine Auftritte als Blues Brother bei SPD-Fraktionsfesten. Mit Sonnenbrille und Hut rockte er in den Ruhestand.
Aus dem meldet er sich jetzt zurück. Lange Reden waren nie seins, deutliche Worte schon. Das wird ihm bei der Schlichtung des festgefahrenen Bahn-Tarifkonflikts von Nutzen sein.
PAUL WRUSCH