piwik no script img

Phosphor eingesetzt

Israel beruft sich im Libanonkrieg auf internationale Vorschriften. Armee: „Phosphorwaffen sind erlaubt“

JERUSALEM taz ■ Die offizielle Version der israelischen Armee bleibt vage: Man sei im Besitz von Phosphormunition „verschiedener Form“, heißt es in einer Erklärung. „Die IDF (Israelische Verteidigungsarmee) hat im Verlauf des jüngsten Konflikts mit der Hisbollah im Libanon Phosphorbomben eingesetzt, um militärische Ziele in offenem Gebiet anzugreifen“, heißt es weiter. Das Vorgehen entspreche dem „internationalen Gesetz, das den Gebrauch von Phosphorwaffen erlaubt“.

Bereits Ende Juli, zwei Wochen nach Beginn der Kämpfe, äußerten libanesische Ärzte den Verdacht eines Phosphoreinsatzes. Bei den „mumienartigen Leichen“, darunter die Körper zweier Kinder, über die der Leiter eines Beiruter Krankenhauses berichtete, seien keine von Explosionen stammende Wunden erkennbar. Aus einem anderen Krankenhaus in Baalbek kamen Berichte über Leichen mit „komplett verschrumpelter, schwarz-grüner Haut“, was auf den Einsatz von Phosphorwaffen deute.

Phosphor reagiert auf Kontakt mit Sauerstoff und brennt sich sehr schmerzvoll und langsam bis auf die Knochen in den Körper. Schon 50 Milligramm reichen aus, um einen Menschen zu töten. Trotzdem gehören die Phosphorwaffen nach internationalem Recht nicht zu den Chemiewaffen. Darauf bezieht sich Israel. „Die Konvention über konventionelle Waffen enthält kein Verbot von Phosphorwaffen, auch keine Prinzipien, die den Einsatz solcher Waffen regulieren“, so die Armee.

Israel hatte zunächst behauptet, das hellgelbe Material zur Markierung von militärischen Zielen einzusetzen. Auf eine Anfrage der Abgeordneten Sahawa Galon (Meretz) bestätigte der Minister ohne Geschäftsbereich Jakob Edri (Kadima) diese Woche offiziell den Einsatz von Phosphor „gegen militärische Ziele“.

Die israelische Armee war international zunächst aufgrund ihres Einsatzes von Streubomben in Verruf geraten. Laut UN-Berichten wurden noch nach Ende der Kämpfe zahlreiche Menschen durch Explosionen zurückgelassener Bomben getötet oder schwer verletzt. Die israelische Tageszeitung Ha’aretz zitierte einen Truppenkommandanten, der zugab, „ganze Städte mit Streubomben“ überzogen zu haben. SUSANNE KNAUL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen