: Der reale Hanse-Krimi
FLUGHAFEN LÜBECK
Es mutet an wie ein richtig schlechter Film: Ein reicher Onkel lässt sich von einer notleidenden Stadt einen Flughafen schenken, verspricht Millionen Euro und Hunderte Arbeitsplätze – und dann verscherbelt er das Ganze an einen großen Unbekannten, verschwindet selbst grußlos und lässt ein insolventes Unternehmen sowie 100 um ihre Zukunft bangende Beschäftigte zurück. Das ist leider kein Serien-Trash aus Hollywood, sondern ein realer Wirtschaftskrimi aus Lübeck.
Am kommenden Dienstag will der dortige Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) auf einer Krisensitzung im mittelalterlichen Rathaus den Stadtverordneten hinter verschlossenen Türen berichten, was er über die ganze Sache weiß. Und das ist nicht allzu viel: Der deutsch-ägyptische Investor Rady Amar hat den Flughafen offenbar für eine unbekannte Summe oder gar für lau an eine dubiose Gestalt namens Adam Wagner verkauft, beide sind unauffindbar, Briefe unzustellbar, und 189.000 Euro Schulden bei der Stadt sind auch noch nicht beglichen. „Schäbig“ findet Saxe das, doch das wird die Abgeordneten in der Bürgerschaft nicht zufriedenstellen. Einige fordern seinen Rücktritt, doch der Bürgermeister sagt, er habe sich „nichts vorzuwerfen“.
Der chronisch defizitäre Flughafen wird jetzt von einem Insolvenzverwalter geführt, die Perspektiven sind alles andere als rosig. Wenn bis Ende Juni kein seriöser Investor gefunden wird, dürfte der Airport Lübeck-Blankensee nach 97 Jahren geschlossen werden. Zwar gibt es bereits lockere Angebote von zwei Investoren, die aber wollen von der Stadt eine Anschubfinanzierung von fünf bis sechs Millionen Euro. Das hatten beide schon 2012 gefordert, und waren deshalb dem reichen Onkel unterlegen.
Jetzt deutet manches darauf hin, dass dies die seriöseren und realistischeren Angebote waren. „Aber leider“, und das weiß Bürgermeister Saxe sicher, „ist man hinterher immer schlauer.“ SMV