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Archiv-Artikel

Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

„Wie groß ist dein Territorium eigentlich?“, fragte gerade der Kollege Semler meinen Hund Paul, weil der schon wieder aus seiner Ecke hervorschoss und ihn anbellte. Ich nehme an, dass Paul antwortete: „So groß, wie ich in der Lage bin, es zu beanspruchen.“ Paul ist gewissermaßen ein Israeli. Diese Idee kommt mir mit der Ausstellung „Comes with the Territory“ bei Charim Ungar, die Fotografie und Video von sechs zeitgenössischen israelischen KünstlerInnen zusammenbringt. Israel ist in der Lage, palästinensisches Territorium im Westjordanland und im Gazastreifen zu beanspruchen. Diese besetzten Gebiete heißen umgangsprachlich „die Territorien“. Was mit der Besatzung einhergeht, welche Mentalitäten sie erweckt, dieser Frage geht die Ausstellung nach. Gaston Zvi Ickowicz findet zum Beispiel den Beginn einer neuen Siedlung: Völlig bizarr sieht man zwei brandneue Wohnwagen auf einer improvisierten Verkehrsinsel mitten auf einer einsamen Straße stehen. Auch Roi Vaspi-Yanai siedelt aufgrund des Wohnungsmangels neu und richtet sein bürgerliches Wohnzimmer in Bushaltestellen und auf Parkplätzen ein. Absurdität ist das große Stichwort der durchweg sehenswerten Arbeiten. Raafat Hattab holt Wasser aus dem Brunnen und gießt hingebungsvoll einen alten Olivenbaum. Als die Kamera plötzlich aufzieht, erkennt man, dass es sich um ein kleines Bäumchen auf einem städtischen Platz handelt.

Das Territorium, das Käthe Kruse bearbeitet, ist bekannt. Genau deswegen interessiert es einen, was sie in einer neuen Ausstellung noch mal rausholt. Aber die Auswahl von Stills ihrer Videofilme aus Bhutan und den USA, an Sounds und Kleiderpuppen bei Zwinger überzeugt nicht. Käthe Kruse müsste ihr Feld schon noch einmal kräftig umpflügen, damit eine neue Saat an Ideen, Bildern und Geschichten aufgeht.

■ „Comes with the Territory“, Charim Ungar, Markgrafenstr. 68, Di.–Sa. 12–18 Uhr, bis 29. Januar ■ Käthe Kruse, „Bilder Kleider Texte“, Zwinger Galerie, Gipsstr. 3, Di.–Fr. 14–19 Uhr, Sa. 12–18 Uhr, bis 8. Januar