: Kamera gegen Designersofa
Eine Sachschadensquote von um die 100 Prozent – wer Filme versichert, muss auf alles gefasst sein. Selbst Überfälle und Salmonellen-Erkrankungen der Crew kamen schon vor. Daher scheuen fast alle Versicherungen inzwischen das Geschäft
Interview Eiken Bruhn
taz: Sie versichern Filmproduktionen – ist das ein lohnendes Geschäft?
Hanno Buerhop: Nein, daran verdienen Versicherer nichts. Deshalb gibt es auch kaum noch Firmen, die das machen.
Was ist das Problem?
Die Sachschadensquote ist sehr hoch, 90 bis 110 Prozent. Sie müssen davon ausgehen, dass ein Schaden die Prämie von 20 bis 30 Verträgen auffrisst.
Was geht denn so kaputt?
Man müsste eher fragen, was noch nicht kaputt gegangen ist. Mir fällt da nichts ein. Beim Dreh passiert alles, was Sie sich vorstellen können. Da fährt der Kamerawagen gegen das Designersofa und beim Abschlussfest nach Drehende bleiben Rotweinflecke auf dem Fußboden zurück. Das Problem ist auch, dass die Ausrüstung, etwa Kameras, immer wertvoller wird.
Wann können Sie eine Schadensübernahme ablehnen?
Das kommt selten vor, meistens, wenn die Leute unprofessionell vorgehen. Wir hatten mal einen besonders bekloppten Fall, da wollte jemand unter Wasser filmen, aber kein Unterwassergehäuse für die Kamera kaufen. Der hat sich was selbst gebastelt und gewundert, dass die Kamera nass wurde. Das haben wir nicht übernommen.
Zahlen Sie auch für die Ausfälle von Schauspielern?
Ja, bei jeder zweiten oder dritten Produktion fällt jemand aus. Einmal habe ich erlebt, dass die Hälfte der Crew flach lag, weil sie sich beim Hähnchenessen mit Salmonellen angesteckt hatten. Versichert sind meistens aber nur die Hauptdarsteller, der Regisseur und der erste Kameramann oder frau. Die müssen ab einem Produktionsbudget von 500.000 Euro vorher zum Arzt und sich durchchecken lassen.
Auch ob sie schwanger sind?
Danach wird gefragt, aber in 95 Prozent der Fälle ist eine Schwangerschaft kein Problem, es sei denn, eine Frau würde Action- oder Reitszenen drehen. Im übrigen ist eine Schwangerschaft keine Krankheit, sondern ein unternehmerisches Risiko des Produzenten. Der hat ein Eigeninteresse daran, dass seine Darsteller nicht plötzlich rund werden – aus welchen Gründen auch immer.
Versichern Sie auch Produktionen in Kriegs- und Krisengebieten?
In Ausnahmefällen. Schäden durch Beschuss sind dann aber nicht abgedeckt. Vor kurzem haben wir etwas abgelehnt, wo jemand mit einem Riesenequipment, also mit mehreren Kameras, nach Ägypten reisen wollte, um über die Anschläge zu berichten. Weil er nicht sofort zurückfliegen konnte, wollte er noch seine Tauch-Ausrüstung für Unterwasseraufnahmen mitnehmen. Das können wir nicht machen, weil sich die Lage dort nicht abschätzen lässt.
Und wenn jemand beim „Front-Einsatz“ ums Leben kommt?
Personenschaden in Krisengebieten deckt nur noch eine große britische Versicherung ab.