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Archiv-Artikel

Ahrensburger Pastor entlassen

MISSBRAUCHS-SKANDAL Der Geistliche beantragt seine Entlassung und kommt so einem Rausschmiss zuvor. Nun bekommt er eine deutlich geringere Rente. Strafrechtlich sind die Vorfälle allerdings längst verjährt

„Bei uns haben sich rund ein Dutzend betroffene Menschen gemeldet“

THOMAS KÄRST, KIRCHENSPRECHER

Der des Missbrauchs beschuldigte Pastor in der evangelischen Kirchengemeinde Ahrensburg wird aus dem Dienst entlassen. „Wir haben die Ermittlungen abgeschlossen. Sie haben die Vorwürfe gegen ihn bestätigt“, sagte der stellvertretende Sprecher der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Thomas Kärst, am Mittwoch in Kiel. Der Beschuldigte hat seine Entlassung zum Ende des Jahres beantragt und ist damit einem Rausschmiss zuvorgekommen.

Der 72 Jahre alte Pastor soll in den 70er und 80er Jahren mehrere Jugendliche sexuell missbraucht haben. Strafrechtlich sind alle bisher bekannten Vorfälle verjährt. „Bei uns haben sich rund ein Dutzend betroffene Menschen gemeldet“, sagte Kärst. Wegen der Missbrauchsvorwürfe in Ahrensburg war die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen im Juli zurückgetreten. Ihr war vorgehalten worden, konkreten Hinweisen auf die Missbrauchsvorwürfe nicht energisch genug nachgegangen zu sein.

Durch die Entlassung verliert der Pastor unter anderem seine Ruhestandsbezüge. Das seien in der Regel 71 Prozent des letzten Dienstgehalts, sagte Kärst. Nun bekommt der Mann eine deutlich geringere Rente. Außerdem darf er nicht mehr predigen und die Sakramente verwalten, die Amtsbezeichnung nicht mehr führen und keine Amtskleidung tragen. Gegen einen zweiten pensionierten Pastor wird noch ermittelt.

Nach Aussagen von Zeugen soll die damalige Stormarner Pröbstin Heide Emse schon 1999 über die Missbrauchsfälle informiert worden sein. Der Pastor wurde daraufhin versetzt, eine Strafanzeige wurde aber nicht erstattet. Die diesbezüglichen Akten im Kirchenamt in Kiel sind verschwunden. Die Nordelbische Kirche hat eine Anwaltskanzlei beauftragt, die Vorgänge zu klären. (taz/dpa)