Premier tritt wegen Untergang zurück

SÜDKOREA Regierungschef übernimmt politische Verantwortung für Fehlverhalten beim Fährunglück

JUNDO afp | Das verheerende Fährunglück in Südkorea hat Konsequenzen auf politischer Ebene gefordert: Elf Tage nach dem Unglück hat Ministerpräsident Chung Hong Won am Sonntag seinen Rücktritt angekündigt. Er entschuldigte sich bei den Familien der Opfer dafür, dass er nicht angemessen auf die Tragödie reagiert habe.

Es wäre eine zu große Belastung für die Regierung, wenn er im Amt bliebe, sagte Chung bei einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Das Unglück habe das gesamte Land in tiefe Trauer gestürzt. „Viele Tage sind seit dem Unglück vergangen, aber die Schreie der Familien von Vermissten lassen mich nicht schlafen“, sagte Chung.

Chung sprach in seiner Rücktrittserklärung auch von „tief verwurzelter Bosheit und Korruption“ in der südkoreanischen Gesellschaft, die zu dem Unfall geführt hatten. Zuvor hatte es Berichte gegeben, Korruption und laxe Sicherheitsstandards seien möglicherweise für das Unglück verantwortlich und die Fähre sei überfüllt gewesen.

Präsidentin Park Geun Hye nahm Chungs Rücktritt an. Er soll jedoch noch so lange im Amt bleiben, bis die Bergungsarbeiten an dem gesunkenen Schiff abgeschlossen sind.

Die fast 7.000 Tonnen schwere Fähre „Sewol“ war am 16. April mit 476 Menschen an Bord gekentert und gesunken. Die meisten Passagiere waren Schüler, die auf Klassenfahrt zur Insel Jeju waren. Bis Sonntag wurden 188 Tote geborgen, 114 Menschen wurden noch vermisst.

Angehörige der Opfer hatten die Regierung und die Behörden wegen des Krisenmanagements in den vergangenen Tagen heftig kritisiert. Der Rücktritt Chungs ließ viele von ihnen nun aber kalt. „Mein Sohn ist dort im Meer, der Rücktritt wird meine Verbitterung und Trauer niemals lindern“, sagte etwa der Vater Ji Hyung Soo auf der Insel Jindo nahe der Unglücksstelle.