: Der zweite November
Die USA haben 9/11, Großbritannien 7/7 – und die Niederlande 06/05: An diesem Tag im Jahr 2002 wurde der rechtspopulistische Politiker Pim Fortuyn ermordet. Filmemacher Theo van Gogh nutzte das Attentat, um mit „Der sechste Mai“ (22.50 Uhr, 3sat) darum einen wilden Thriller über Wirtschaftskriminalität und internationale Verschwörungen wuchern zu lassen. Fotograf Jim (Thijs Römer) will eigentlich nur die üblichen Modefotos machen, als er indirekt Zeuge des Mordes an Fortuyn wird. Ihm gelingt es, Bilder vom Fluchtfahrzeug zu machen. Doch bei der Suche nach den Tätern helfen sie nicht mehr: Kurze Zeit später wird der Fahrer des Wagens tot aus einem Kanal gezogen. Jim beginnt auf eigene Faust zu recherchieren.
Mit der Erstausstrahlung von Theo van Goghs letztem Spielfilm erinnert 3sat an die Ermordung des Filmemachers, die sich morgen zum zweiten Mal jährt. Nach der Ausstrahlung seines islamkritischen Kurzfilms „Submission“ nach dem Drehbuch von Ayaan Hirsi Ali war van Gogh auf offener Straße von dem Islamisten Mohammed Bouyeri erstochen worden. Doch auch „06/05“, so der Originaltitel, sorgte über van Goghs Tod hinaus für Aufruhr in den Niederlanden: van Gogh hatte einen Ausschnitt aus einer Talkshow verwandt, in dem Fortuyn vom Journalisten Marcel van Dam als „außergewöhnlich minderwertiger Mensch“ bezeichnet wurde. Nach dem Attentat auf den Politiker wollte van Dam die wiederholte Ausstrahlung dieses Ausschnitts verhindern und klagte gegen die Kinoaufführung. Die Gerichte gaben den Film letztlich doch im Rohschnitt frei, eine endgültige Fassung konnte van Gogh allerdings nicht mehr fertig stellen: Während der Nachbearbeitung wurde er ermordet.