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Archiv-Artikel

Auf Ponyrücken

REITEN Man weiß nicht, warum – aber alle kleinen Mädchen wollen Ponys reiten. Erst wenn sie die Bestie aus der Nähe sehen, knicken manche von ihnen ein. Aber ein schöner Ausflug zum Ponyhof ist es trotzdem

VON DANIEL WIESE

Der Wunsch ist da, lautstark und unüberhörbar. Irgendwie muss er im Gehirn von kleinen Mädchen einprogrammiert sein, keine Ahnung, warum. „Wille auch Pony reiten!“ Die das sagt, ist gerade zwei Jahre alt, und auch die kleinsten Ponys sind für sie sehr, sehr große Tiere. Ein Bewusstsein der Größenverhältnisse scheint schon durchaus angekommen zu sein: Die große Schwester, 4, nämlich soll „großes Pony reiten“, sie aber „kleines Pony“.

Es ist Wochenende, es wird nicht in Strömen regnen, so viel ist klar, dann ginge es nämlich nicht, Ponyreiten fällt bei schlechtem Wetter aus. „Die Tiere mögen das nicht“, heißt es in solchen Fällen auf dem Ponyhof, Ponys lassen ja nicht alles mit sich machen, sie möchten dann nicht beFritten werden, keinen Sattel auf dem nassen Fell haben, kann man ja verstehen.

Die Schlange aus nervösen Mädchen und gestressten Müttern, die da steht, ist lang, ein Kindergeburtstag hat sich angemeldet und geht selbstverständlich vor. „Also ich find’ das nicht in Ordnung“, sagt eine Mutter und schaut um sich. Keine Zustimmung, die anderen schauen weg und ärgern sich lieber heimlich. Weiß ja jeder, wie das ist, Kindergeburtstage können nicht warten, sehen die Leute vom Ponyhof auch so, eine ältere Frau und mehrere Teenagermädchen.

Ein Mann sitzt auf einer Mauer und schüttelt den Kopf, er zeigt auf das kleineF Mädchen vor ihm, das einen kleinen Flohmarkt aufgebaut hat für die Kinder, die vorbeikommen, Puppenutensilien, Plastikfiguren und Pferdehefte. „Sie hat von ihrer Mutter Reitverbot bekommen“, sagt er, es sei so nicht mehr weitergegangen, „in der Schule wird sie immer schlechter, sie will nur noch reiten.“ Hier einen Flohmarkt zu eröffnen, konnte er wohl nicht abschlagen.

Die Ponys kommen um die Ecke, geführt von einem Elternteil der Reiterinnen, die auf den Tieren nicht sitzen, sondern thronen. „Wille kleines Pony da drüben“, tönt es von unten, ja das da hinten ist wirklich klein, wie heißt es denn, Fusel, ach wie nett. Und jetzt beginnt der schwierige Teil, die langsame Annäherung an das Tier, das, je näher man ihm kommt, desto größer wird, und ein Ungeheuer, als wir es erreicht haben. „Neiiiin“, ein gellender Schrei, Beine und Arme werden steif, das Kind ist nicht zu bewegen. Nachsichtiges Lächeln auf Seiten der Pferdemädchen, die kennen das schon.

Die große Schwester, 4, sitzt schon längst oben, auf einem Tier, das bereits ein halbes Pferd ist, die Mutter hält feierlich die Zügel, eine große Sache auch für sie. Es geht dann den Rundweg in den Wald, am Forsthaus vorbei, wobei, es geht mehr seitwärts, dahin, wo das Gras wächst. Braves Pony, das Zerren am Zügel zeigt keine Wirkung, das Tier tut, was es am liebsten tut, offenbar ist Autorität etwas anderes als das, was wir ausstrahlen. Später wird es einige Pferdeäpfel fallen lassen, sehr interessantes Thema, die kommen hinten raus, so ein Rundkurs ist nicht weit, aber kann dauern.

Während die große Schwester noch eine Runde um die Weide macht, auf der die Ponys grasen, die schon fertig sind, ist die kleine Schwester müde geworden. Wir gehen schon mal zurück zum Ponyhof, das Holzpferd da ist frei, „Hochheben! Reiten!“ Und so wird doch noch was draus, viele Runden lang. Dann werden die Schatten länger. Es war ein schöner Tag auf dem Ponyhof.

Pony-Hof Niendorfer Gehege, Di bis Fr 14 bis 17 Uhr, Sa und So 11 bis 17 Uhr Ponyhof Waldschänke, Forst Klövensteen, Di bis Fr 14 bis 17 Uhr, Sa und So 10 bis 17 Uhr