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Archiv-Artikel

„Gorch Fock“-Ausbildung auf Prüfstand

MARINE Nach dem tödlichen Unfall einer Soldatin wird der Lehrgang auf der „Gorch Fock“ abgebrochen

Die Offiziersanwärter der Marine müssen ihre Ausbildung auf dem Dreimaster „Gorch Fock“ aussetzen. Nach dem Tod einer 25-jährigen Offiziersanwärterin sollen die rund 70 Lehrgangsteilnehmer am Montag aus Brasilien nach Deutschland zurückkehren – mit dem Flugzeug. Während die „Gorch Fock“ mit der Stammbesatzung voraussichtlich ihren Kurs fortsetzt, kommt das Ausbildungskonzept auf den Prüfstand. Erst im September 2011 sollen wieder Offiziersanwärter an Bord gehen.

Die Offiziersanwärterin stürzte Anfang November aus der Takelage des Dreimasters auf das Deck und starb. Es war der sechste tödliche Unfall in 52 Jahren. Man müsse nun alles überprüfen, und das brauche Zeit, sagt Fregattenkapitän Uwe Rossmeisl.

Offen ist, ob das Sicherheitskonzept an Bord verändert werden muss. Auch, wie ein neues Ausbildungskonzept aussehen könnte, muss geprüft werden. Als eine Möglichkeit gilt, die Offiziersanwärter nicht schon nach ihrer dreimonatigen Grundausbildung auf das Schiff zu schicken, sondern später.

Die Offiziersanwärter gehen nun – ohnehin planmäßig – auf andere Marineschiffe. Dort trainieren sie, was sie auf dem Traditionssegler „Gorch Fock“ nicht lernen können: Sie üben mit moderner Technik beispielsweise für die Luftabwehr, die Bekämpfung von U-Booten und Versorgungsmanöver.

Die „Gorch Fock“ sei in der Ausbildung „die einzige Möglichkeit, die Naturgewalten in ihrer Gesamtheit kennenzulernen“, sagt Fregattenkapitän Rossmeisl. Die Enge an Bord, fehlender, wenn auch im Laufe der Jahre verbesserter Komfort, der unmittelbare Kontakt zur oft rauen See – all dies schweißt die Crew zusammen, fördert Teamgeist und Toleranz.

Wegen dieses besonderen Flairs und der harten Herausforderungen sind viele Kadetten immer mit einem Mix aus großer Vorfreude und Respekt vor dem, was ihnen bevorsteht, an Bord gegangen. (taz/dpa)