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Archiv-Artikel

Tod in Montana

SCHUSSWAFFENGEBRAUCH Ein Hamburger Austauschschüler ist in den USA als vermeintlicher Einbrecher erschossen worden. Auch der Sportverein Teutonia trauert um den 17-jährigen Fußballer

Der Fußballverein ruft zu Spenden für die Familie auf, auch ein Benefizspiel ist geplant

43 Tage: Immer wieder sagt Garip Ercin diese Zahl. In 43 Tagen sollte eigentlich einer seiner Fußballer vom SC Teutonia 1910 in seine Heimatstadt Hamburg zurückkehren, nach rund zehn Monaten in den USA. Trainer Ercin und seine Mannschaft freuten sich schon auf die nächste Saison mit dem talentierten 17-jährigen Diren D. Doch der Austauschschüler ist tot. Mit mehreren Schüssen wurde er am Sonntag in Missoula im US-Bundesstaat Montana niedergestreckt. Der Schütze hatte einen Einbrecher in seiner Garage vermutet – und wurde nun wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt.

Der Trainer gerät ins Schwärmen, als er über den Schüler spricht. Ein toller Spieler, ein freundlicher Mensch. Beliebt, null aggressiv, loyal zu seinem Verein. „Einfach ein Supertyp“, sagt Ercin. „Er war ein Mensch, den jeder Vater sich wünschen würde.“

Auch von Direns Schule in Altona kommen nur lobende Worte. Ein Sportfan, freundlich und gut vernetzt, sagt Thomas Bressau von der Hamburger Schulbehörde. Der Schulleiter des Gymnasiums ist im Urlaub, als die Nachricht von den Todesschüssen die Runde macht – in Hamburg sind gerade Ferien. Das Metalltor vor dem Gymnasium ist verschlossen, das Schulgelände ist Dienstagfrüh verwaist.

Der Schulleiter macht sich noch am Dienstag auf die Heimreise. Schließlich gibt es viel zu besprechen: Mitarbeiter der Beratungsstelle Gewaltprävention sollen sich nach dem Ende der Ferien an diesem Montag um die Mitschüler des 17-Jährigen kümmern. Gemeinsam wollen sie das genaue Vorgehen planen.

Der Vater des Schülers ist bereits in die USA gereist, wie Ercin erzählt. Er muss die Leiche seines Kindes nach Hause holen. Die Mutter des 17-Jährigen sei so erschüttert von den Geschehnissen, dass sie ins Krankenhaus gekommen sei, sagt der Trainer.

Der Fußballverein ruft zu Spenden für die Familie auf, auch auf Facebook wird um Unterstützung geworben. Am Mittwoch soll es ein Benefizspiel mit einer Schweigeminute geben – für die Beerdigungs- und Reisekosten der Familie.  (dpa)