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Archiv-Artikel

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Man stelle sich das mal vor: Es sind Ferien, die Eltern müssen viel arbeiten, und weil man Einzelkind ist, wird man in die Sommerfrische an den flaschengrünen Bühlsee von Seebühl geschickt. Dort soll man mit lauter fremden Kindern eine gute Zeit verbringen. Und dann das: Plötzlich ist da jemand, der haargenau so aussieht wie man selbst. So geschehen in Erich Kästners immergrüner Geschichte „Das doppelte Lottchen“ von 1949. Die freche Wiener Göre Luise und die brave Münchner Schnute Lotte finden schnell heraus, dass sie Zwillinge sind und ihre Eltern sie bei deren Trennung einfach und ungefragt auseinandergerissen haben. Aus Wut, Empörung und in der Hoffnung auf ein wenig Spaß beschließen die beiden zehnjährigen Mädchen, bei der Heimkehr die Rollen zu tauschen. Was natürlich aufgrund der unterschiedlichen Charaktereigenschaften und sonstigen Selbstverständlichkeiten zu einiger Verwirrung bei den Elternteilen sorgt. Wie die Sache ganz genau ausgeht, können Kinder ab sechs Jahren am Samstag um 16 Uhr im Atze-Musiktheater herausbekommen. Was in der Nachkriegszeit geradezu revolutionär war, ist heute in der Kinderliteratur noch immer nicht so selbstverständlich, wie man es gern hätte: Zwei Mädchen sind mutig und nehmen einige Unannehmlichkeiten auf sich, eine Frau ist alleinerziehend, und ihr Ex hat die Trennung zu verantworten. Die Inszenierung im Atze-Musiktheater stellt zudem die individuelle Persönlichkeitsfindung in den Mittelpunkt. (Karten 9 Euro, Atze Musiktheater, Telefon: 81 79 91 88)

Und weiter geht es mit mutigen Mädchen: Auf dem Tempelhofer Feld ist das Kinder- und Musicaltheater Kimugi aus Gießen zu Gast und gibt „Pippi Langstrumpf auf den sieben Meeren“. In dem traditionsreichen Familienunternehmen stehen von der 72-jährigen Oma bis zum 9-jährigen Sohn alle auf der Bühne. Wir dürfen gespannt sein, wer in welche Rolle schlüpft! Ziemlich sicher ist aber, dass die Kleinen Pippis Abenteuer gebannt verfolgen und mit ihren Zwischenrufen das Ensemble zum launigen Improvisieren animieren (Karten 10 bis 14 Euro, Theaterzelt Eingang Tempelhofer Damm). Vor oder nach den Vorstellungen am Donnerstag um 11, 15 und 17 Uhr und an den darauffolgenden Tagen um 17 Uhr relaxen wir auf dem Tempelhofer Feld beim Drachensteigenlassen, Spielen auf dem Heuhaufen inmitten der Kleingärten, beim Rad- oder Rollschuhfahrenüben oder einfach beim Dasitzen! Kühle Getränke und warme Speisen müssen wir allerdings jetzt selbst mitbringen, weil der Biergarten, wie zu hören war, aus baulichen und hygienischen Gründen geschlossen wurde.