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Archiv-Artikel

Künstler-Plattform in Hannover

Von PS

Das Museum zur Bühne zu machen, die Ausstellung zum Event, dem man sich ohne Schwellenangst nähern kann: Eine Idee, die in der Erfindung der – inzwischen bundesweit beliebten – Museumsnacht ihren extremsten Ausdruck findet. Doch junge, nicht am Massenbetrieb interessierte Künstler schauen längst weiter: Den White Cube von jener Aura der Ehrfurcht zu befreien, die immer noch auf ihm lastet, ist ihr Ziel. Orte neu zu definieren – sei es durch die temporäre Aneignung leer stehender Kaufhäuser und Supermärkte, sei es durch die „Umnutzung“ von Kunstorten – ein weiteres.

Für Vortrag, Konzert und Performance öffnen sich daher seit einigen Jahren die Kunstvereine verschiedener Städte – wohl auch, weil sie Zeiten knapper öffentlicher Finanzen und junger Kunst sich bemächtigender Museen in Rechtfertigungszwang geraten sind.

Als Kooperation mit der Hamburger Hochschule für bildende Künste ist das diesjährige Festival „Plattform #3“ des Hannoverschen Kunstvereins angelegt, und es beschreitet den Grat zwischen Theorie und Praxis permanent: Zwischen Drama, Performance, Sinfonie und Video, zwischen Gemälde, Zeichnung, Installation und konventioneller Skulptur changiert das fünftägige, komplett von jungen Künstlern gestaltete Programm. Von künstlerischer Forschung, von Interdisziplinarität und dem Phänomen der Spekulation in Kunst und Gesellschaft ist zudem in den begleitenden Vorträgen die Rede.

Ein Hang zum Akademismus, den auch die experimentelle Ausstellungs- und Projektreihe „Akademie“, die der Hamburger Kunstverein im Jahr 2005 zeigte, aufwies. Ein wenig konkreter als die „Plattform #3“-Organisatoren hatte der Hamburger Vereinsdirektor Yilmaz Dziewiór sein Thema allerdings doch gefasst: Die Vorträge und künstlerischen Arbeiten seiner Schau hatten die Situation von Studierenden und Lehrenden an den Kunsthochschulen in den Blick genommen. PS

Eröffnung von „Plattform #3“: morgen, 20 Uhr, Kunstverein Hannover. Bis 7.November.www.kunstverein-hannover.de