Ruinierte Volkspartei : SPD sieht schwarz
Es war einmal eine stolze Bremer Sozialdemokratie. Die Partei von Wilhelm Kaisen und Hans Koschnick regierte den Stadtstaat nicht nur allein, sie hatte auch die Opposition in den eigenen Reihen. In der SPD wurde wild gestritten, bis hin zur traumatischen Rechtsabspaltung der „Arbeit für Bremen“.
Kommentarvon Jan Kahlcke
Seitdem ist die SPD zwar nicht mehr mehrheitsfähig, aber immer noch kann niemand an der SPD vorbei regieren. Sie könnte bequem nach zwei Seiten ein Maximum an sozialdemokratischer Politik herauspokern.
Tut sie aber nicht. Obwohl die Basis längst ein rot-grünes Bündnis favorisiert, hält die Partei eisern an der Großen Koalition fest. Aus der Übergangslösung für den demokratischen Notfall ist eine Dauereinrichtung geworden. Erst ließ sich das noch mit der Erpressung von Zuchtmeister Scherf erklären, nun ist paradoxerweise gerade sein Rücktritt zum Garanten des schwarz-roten Kadavergehorsams geworden: Ohne das populäre Zugpferd droht eine derartige Wahlklatsche, dass es für Rot-Grün knapp werden könnte. Die CDU wird also noch gebraucht. Um sie nicht zu verärgern, hält man Distanz zu den Grünen, jedenfalls öffentlich. Debatte? Fehlanzeige.
Elf Jahre Große Koalition haben neben dem Land auch die SPD ruiniert.