: Studium für Hebammen
GEBURTSHILFE Um ihre Berufsperspektiven zu verbessern, können angehende Hebammen ab September am Hamburger Bildungszentrum für Gesundheitsberufe einen Bachelor-Abschluss machen
Die Hochschule Osnabrück bietet das Bachelor-Studium „Midwifery“ an. Es baut auf die Ausbildung an einer der kooperierenden Hebammenschulen auf, bietet aber auch examinierten Hebammen die Möglichkeit, sich zu immatrikulieren. Infos: www.wiso.hs-osnabrueck.de/hebammenwesen.html.
■ Die Hebammenschule des Bildungszentrums für Gesundheitsberufe der Asklepios Kliniken Hamburg bietet ab September in Kooperation mit der Hochschule 21 in Buxtehude ein duales Bachelor-Studium für angehende Hebammen an. Infos: www.asklepios.com/Ausbildung_und_Studium_als_Hebamme.Asklepios.
Die Hebammenausbildung hat frischen Wind dringend nötig: Fast 30 Jahre ist das „aktuelle“ Berufsgesetz alt. Das Berufsbild hat sich in dieser Zeit stark gewandelt, auch abseits aktueller Debatten um die Haftpflichtversicherung für Geburtshelferinnen.
Längst nehmen Hebammen wichtige Funktionen für junge Familien im ersten Lebensjahr wahr. Auch Vorsorgeuntersuchungen machen die Hebammen vermehrt selbst und entlasten so die FrauenärztInnen. Um dem neuen Berufsbild auch in der Ausbildung stärker gerecht zu werden, hat das Hamburger Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BZG) in Kooperation mit der privaten „Hochschule 21“ in Buxtehude einen Bachelorstudiengang für Hebammen eingerichtet.
Neben der dreijährigen Ausbildung haben die Schülerinnen am Bildungszentrum ab September die Möglichkeit, in einem vierten Jahr den Bachelor of Science zu erwerben. Verpflichtend ist der Abschluss nicht; die normale Ausbildung endet weiterhin nach drei Jahren mit einem Staatsexamen. Für die angehenden Bachelor-Hebammen läuft das Studium ab dem ersten Jahr parallel zur Ausbildung. Im vierten Studienjahr werden die Inhalte noch einmal vertieft. Am Ende stehen eine Bachelorarbeit und eine mündliche Prüfung.
Inhaltliche Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kommunikation, wissenschaftliches Arbeiten und Führungsqualifikationen. „Unsere Studierenden sollen sich auf wissenschaftlicher Ebene mit dem Beruf auseinandersetzen und ihr Handeln im Alltag kritisch hinterfragen können“, sagt Studiengangsleiterin Barbara Zimmermann von der Hochschule 21. Zu dieser kritischen Auseinandersetzung gehört auch eine stärkere evidenzbasierte Forschung. Gerade in der Geburtshilfe gibt es viele Fragestellungen aus der Berufspraxis, die noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht wurden. Dazu gehören beispielsweise, wie stark Frauen bei der Geburt angeleitet werden müssen oder ob die empfindliche Dammregion mittels bestimmter Handgriffe besser geschützt werden kann.
Gleichzeitig erhofft man sich von dem Studienabschluss eine Aufwertung des Berufs. Bisher ist Hebamme eher ein Sackgassen-Beruf ohne große Aufstiegschancen. „Die neue duale Ausbildung bietet einen Mehrwert für die zukünftigen Hebammen und ihre Wirkungsstätten gleichzeitig“, sagt Zimmermann. Auch die fachliche Position der Hebamme gegenüber den Ärzten soll die Akademisierung weiter stärken. Schon heute haben Hebammen eine gesetzlich verbriefte Autonomie und dürfen ohne ärztliche Supervision arbeiten, solange vor oder bei der Geburt keine Komplikationen auftreten.
Ein weiteres Ziel des Bachelors ist die Verbesserung der internationalen Vergleichbarkeit. Deutschland ist bei der Akademisierung der Gesundheitsberufe Nachzügler. In Nachbarländern wie der Schweiz, Großbritannien oder Österreich ist Hebammenkunde längst ein Studiengang. In Deutschland gibt es derzeit nur sieben Hochschulen, an denen ein Bachelor angeboten wird. In Norddeutschland sind Osnabrück neben Hamburg die einzigen Standorte. BIRK GRÜLING