: Die Lügen lieben
INDIEPOP-THEATER Mit feinem Händchen für die düstere Geschichte und die große theatralische Geste: Der Färöer Budam singt und erzählt mit grollender Stimme und funkelnden Augen Unglaubliches
Nicht nur ungewöhnlich singen kann Budam, sondern auch mit diesen merkwürdig funkelnden Augen und einem unheimlichen Lächeln die unglaublichsten Geschichten erzählen. Etwa, dass er Sänger geworden ist, weil er als Siebenjähriger den 114 Jahre älteren Sänger Grímur getroffen hat – der nicht nur eine Stimme so tief wie der Ozean hat, sondern auch übernatürliche Fähigkeiten. Und dass er beim noch mal 339 Jahre älteren Geschichtenerzähler Guttomur í Múla gelernt hat, dass sich in jeder guten Lüge eine Wahrheit befindet. Dass dieser ihn losgeschickt hat, in den Köpfen und Herzen der Menschen all die unentdeckten Geschichten zu finden, die er nun erzählt.
Vor zwei Jahren hat der singende Geschichtenerzähler schon einmal mit einer kleinen Tour für staunende Gesichter gesorgt. Nun hat der Sänger und Songschreiber, Theaterkomponist und Schauspieler von den Färöer-Inseln, der schon als Kind zweier Schauspieler die liebevollen Lügen lieben gelernt hat, sein Debütalbum „Stories of Devils, Angels, Lovers and Murderers“ veröffentlicht: nuancierter Indie-Pop zwischen Blues, Jazzorchester und Kabarettpomp mit vertrackten Rhythmen, mal von hämmerndem, mal von lyrischem Piano untermalt, mal mit ungezähmt-animalisch grollender, mal mit sinnlich-sanfter Stimme gesungen, aber vor allem mit einem feinen Händchen für die düstere Geschichte und die große theatralische Geste – die tatsächlich nonchalant, wie im Song „Clap Hands“, Tom Waits und Jim Morrison zu einer einzigen Person verschmelzen kann.
Heute Abend ist Budam mit Sängerin Asa Wraae und seinem Pianisten Magnus Johannessen in der „Zentrale“ des Thalia Theaters zu Gast. MATT
■ Do, 25. 11., 22 Uhr, Thalia Zentrale, Alstertor 1