UWE SEELER WIRD 70 : Dem Klumpen zur Ehre
Ein Klumpen steigt senkrecht in des Strafraums Höhe, wie ein Pfeil von des Bogens Sehne schnellt und ganz ohne Mühe der Schwerkraft entflöhe, als er den Kopfball ins Toreck prellt.
Ein anderes Mal scheint der Klumpen zu schweben, waagerecht, die Gegner staunen verblüfft, obwohl sie ihm eng an der Seite kleben, als der Seitfallzieher ins Schwarze trifft.
Er kann es auch mit dem Rücken zum Kasten Und beweist das zum Beispiel in Mexiko Wo der Klumpen die Pille zu Englands Lasten Per Hinterkopf einnickt, es steht zwozuzwo.
Das ist die Rache des Klumpen für Wembley, das Schandtor von Hearst im Jahr sixtiesix, es brach das Genick dem deutschen Ensembley, mit dem Worldcup war es wieder mal nix.
Der Klumpen vergoss manch bittere Träne, am Ende trägt er die Schmach mit Noblesse, der Klumpen ist Sportsmann, er beißt auf die Zähne, wie nach jedem Foul oder Zerren am Dress.
Des Klumpen Stirne, es sei nichts dahinter, logen Verächter, drinnen wäre nur Luft, nur weil er ausschlug Millionen von Inter, dabei liebt er doch nur den Hamburger Duft.
Ein Leben lang trägt er die HSV-Farben, wie Bruder Dieter und Vadder Erwin, dank adidas muss er dennoch nie darben, und bleibt „Uns Uwe“ von Tölz bis Berlin.
Dass sein Intermezzo als Club-Präsidente, versinkt in Intrigen und Medien-Morast, erträgt unser Klumpen letztlich und am Ende, erstaunlich ruhig, man darf sagen gefasst.
Und so steht des Klumpens treffsichere Klebe, am Siebzigsten bronzen, narbig und nackt vorm Stadion, als ob sie immer noch schwebe, ein verdienter ewiger Ruhmesakt.
MICHAEL QUASTHOFF
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