atomproteste
: Abschalten und entspannen

Natürlich ist die Atomkraft eine nicht zu verantwortende Technologie, denn sie ist nicht beherrschbar. Dennoch kann keine Freude aufkommen, wenn immer neue Indizien diese Einschätzung belegen. Im Gegenteil.

KOMMENTARVON SVEN-MICHAEL VEIT

Spätestens seit dem Beinahe-GAU im schwedischen AKW Forsmark im Juli müssten auch die letzten Befürworter klein beigeben. Der schwere Störfall widerlegte die Litanei von der angeblich allerhöchsten Sicherheit westlicher Atommeiler. Tschernobyl sei hierzulande nicht denkbar, auf dem Nordufer der Ostsee aber ist das Undenkbare nur knapp vermieden worden.

Und nun noch die vernichtende Kritik der schwedischen Atomaufsicht am Sicherheitsmanagement des Betreibers Vattenfall, der auch in Norddeutschland den Atomstaat am Glühen hält. Etwaiges Restvertrauen in seinen Pannenreaktor Brunsbüttel, weitgehend baugleich mit Forsmark, ist das atomare Restrisiko schlechthin.

Der Meiler muss stillgelegt werden, je früher, desto besser. Spätestens aber in zwei Jahren, wie im Atomkonsens vereinbart. Jede Verlängerung der Laufzeit erhöht lediglich den Profit von Vattenfall, verzögert die Energiewende und verschärft die Gefahr eines Atomunfalls in der Elbmarsch.

Wer sich aber entspannen will, muss zuerst abschalten. Das Regenerative kommt dann schon.