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Archiv-Artikel

Skifahren

Ein Hallensport

Wer skifahren will, braucht dazu schon lange keine Berge mehr. Hallen, in denen es das ganze Jahr über schneit, wachsen weltweit wie Pilze aus dem Boden. Sogar in Dubai gibt es seit diesem Jahr die Möglichkeit, Wedeln zu üben. Während der 40 Grad heiße Wüstenwind über die Stadt fegt, trainieren bis zu 1.500 Dubais im Ski-Dome, der größten Anlage der Welt. Auf einer Größe von drei Fußballfeldern liegen über 6.000 Tonnen künstlicher Schnee. Die Pisten sind jeweils rund vierhundert Meter lang. Mit –1 Grad Innentemperatur ist es frostig kalt. Ein gigantischer Energieaufwand zaubert hier den Temperaturunterschied.

Wer rund ums Jahr drauflosbrettern will, kann das seit fünf Jahren auch in Deutschland. Etwa in Bottrop: Dort befindet sich mit 640 Metern die längste künstliche Schneepiste der Welt. Auf dreißig Meter Breite stürzen sich täglich Hunderte wagemutig von 93 Metern über dem Meeresspiegel auf 36 Meter. Pistenprofis mögen da nur müde lächeln. Aber was soll’s: Heli-Skiing kann sich noch nicht jeder leisten, und im Sauerland liegt im Winter dank Klimaerwärmung oft auch kein Schnee mehr. Also bleibt Lieschen Müller und Hans Meyer aus dem Ruhrpott nur die Blechbüchse vor der Haustür. 122 Euro kostet ein Wochenend-Familientagesticket für das Alpincenter in Bottrop. Pistennutzung, Buffet, Getränke sowie Skiausrüstung inklusive. Billiger ist nicht mal der Harz.

Ökologisch sinnvoller ist das Skifahren in einer ehemaligen Fahrstuhlfabrik im Berliner Bezirk Pankow. Geübt wird nicht auf künstlichem Schnee, sondern auf einem fünf Meter breiten Spezialteppich, der sich entgegen der Fahrtrichtung wie ein Förderband endlos fortbewegt. Geschwindigkeit und Neigungswinkel sind je nach Können und Anspruch regulierbar, weshalb Profis wie auch Anfänger Spaß am schier endlosen Abfahren haben. Unbeaufsichtigt darf allerdings schon aus Sicherheitsgründen niemand auf die Piste, zumal ein Skilehrer im Preis mit inbegriffen ist. Die Betreiber begreifen den „Gletscher“ denn auch eher als Skischule und nicht als Funsporthalle. Schwer- und Zugkraft halten sich auf dem Fließband in der Schwebe, weshalb das Fahren auf der Stelle keine größeren Probleme bereitet. Auch der Teppich ist schnell vergessen, fährt es sich darauf doch tatsächlich wie auf hart gefrorenem Schnee. Ein weiterer Vorteil: Auf einer fünfzig Meter breiten Piste kann man Fehler ständig reparieren, hier muss man korrekt fahren, sonst geht es nicht weiter. Entdeckt der Skilehrer eine Abfolge falscher Bewegungen, hält er das Band an, erklärt in Ruhe, dann geht es wieder weiter. Das bewusste Fahren wird hier selbst für fortgeschrittenere Fahrer zum Konzentrationstest. Zehn Minuten auf der Anlage hätten denselben Effekt wie anderthalb Stunden im Schnee, sagen die Betreiber. Die intensive Betreuung, aber auch die räumliche Begrenzung wirken wie Mastfutter bei der Schweinezucht. Wie in allen Hallen ist auch im Gletscher für den Einkehrschwung gesorgt. Bei Almdudler und Brezn kann man genüsslich zuschauen, wie drei rollende Teppiche Skischüler scheuchen .

CHRISTINE BERGER

Ski Dubai – at Mall of the Emirates Sheikh Zayed Road, Interchange 4, Dubai, VAE, Tel. (0 09 71) 4 2 94 99 99Alpincenter Bottrop, Prosperstr. 299–301, 46238 Bottrop, Tel. (0 20 41) 70 95-0Gletscher, Breite Str. 21, 13187 Berlin, Tel. (0 30) 4 79 98 13