Flensburg kauft Emissionsrechte

Die Stadtwerke Flensburg haben in Brasilien ein Heizkraftwerk gebaut, mit dem vor Ort der Methanausstoß verringert wird. Die in Brasilien eingesparten Emissionen konnten sich die Flensburger in Deutschland anrechnen lassen

Heute beginnt in der kenianischen Hauptstadt Nairobi die Klimakonferenz der Vereinten Nationen. Dort soll über die Zukunft des Kioto-Protokolls nach 2012 debattiert werden. In diesem Vertrag von 1997 wurde völkerrechtlich verbindlich pro Industrieland der CO2-Ausstoß bis 2012 festgelegt.

In Europa wurde, um die geplante Minderung beim CO2-Ausstoß zu erreichen, der Handel mit Emissionsrechten eingeführt. In Deutschland, wie in allen anderen EU-Ländern, müssen daher alle Unternehmen, die klimaschädliche Gase ausstoßen, Abgaszertifikate besitzen. Diese erlauben ihnen einen bestimmten Betrag an CO2 in die Luft zu blasen.

Je nachdem in welchem EU-Land sich ein Unternehmen befindet, kann es pro Kraftwerk einen bestimmten Teil dieser Zertifikate aus dem Ausland einkaufen. In Deutschland sind, laut Enno Harders, Abteilungsleiter bei der Deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt, ab 2008 pro Kraftwerk zwölf Prozent vorgesehen.

Die Stadtwerke Flensburg haben als eines der ersten mittelständischen Unternehmen in Deutschland vor rund drei Wochen Emissionsrechte aus dem Ausland im Umfang von 5.000 Tonnen CO2 jährlich gekauft. Die Flensburger blasen insgesamt pro Jahr 750.000 Tonnen CO2 durch ihre Kamine (taz berichtete).

Die Stadtwerke haben dafür in Brasilien ein Heizkraftwerk gebaut, in dem künftig Reisabfälle zur Energieerzeugung eingesetzt werden. Bisher wurden die Abfälle auf einer Deponie gelagert und setzten, nach Angaben der Stadtwerke, dabei klimaschädigendes Methan-Gas frei. Das fördert, nach Angaben der Flensburger, den Treibhauseffekt 21-mal mehr als CO2.

Diese in Brasilien eingesparte Menge an Methan konnten sich die Flensburger in Deutschland anrechnen lassen. Das Unternehmen wollte damit erreichen, „dass einerseits Kapital in ein Dritte-Welt-Land fließt und andererseits ein Beitrag zum Klimaschutz gleistet wird,“ sagt Peer Holdensen, Pressesprecher der Stadtwerke.

Christian Backes, Referent für Klima und Energie beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Hamburg, sieht, dass durch den Kauf von Abgaszertifikaten im Ausland die „eigene Bilanz der Energieunternehmen häufig schön gerechnet wird“. Besser wäre es, sagt Backes, wenn die Stadtwerke Flensburg den CO2-Ausstoß bei ihrem Kohlekraftwerk verbessern würden.NILS NABER