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Archiv-Artikel

Friedhofsruhe für die Ostseebäder

FEHMARNBELT Neue Bahnstrecke zwischen Lübeck und Fehmarn soll gebaut werden, die Bäderbahn durch die Ferienorte an der Ostsee wird stillgelegt. Das ist der Vorschlag von Schleswig-Holstein

Der geplante Fehmarnbelt-Tunnel soll nach dem Willen der Landesregierung in Kiel nicht über die Ostseebäder an der Lübecker Bucht angeschlossen werden. Stattdessen soll eine neue Bahntrasse weiter westlich entlang der Autobahn A 1 errichtet werden. Das ist das Ergebnis der planerischen Untersuchungen eines Raumordnungsverfahrens, das die Deutsche Bahn und das Landesplanungsamt Schleswig-Holstein durchgeführt haben. Die bestehende Strecke durch die Badeorte soll dafür stillgelegt werden. Das teilte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) am Dienstag in Kiel mit und bestätigte damit einen Vorab-Bericht der taz vom Montag.

„Unser Ziel war es, eine für die Menschen möglichst verträgliche Trasse zu finden“, sagte Albig. Dies sei gelungen: „Das ist ein gutes Ergebnis für die Region und die Gemeinden.“ Denn dadurch würde verhindert, dass alle 18,5 Minuten schwere Güterzüge durch die Ferienorte rollen und, so die Befürchtung vor Ort, die Urlauber von den Stränden verscheuchen. Andererseits müssten viele Ostseebäder vermutlich auf eigene Kosten Bus-Shuttles zu den neuen Bahnhöfen im Hinterland einrichten.

Die jetzt favorisierte Lösung sieht auf der gut 80 Kilometer langen Trasse rund 55 Kilometer Neubaustrecke samt mehrerer Ortsumfahrungen vor. Die Einzelheiten und auch die Kosten müssen in einem anschließenden Planfeststellungsverfahren ermittelt werden.

Kritik kommt sogar von Albigs grünem Koalitionspartner. Die Planung sei ein „umwelt- und tourismuspolitischer Rückschritt“, sagt die Landtagsabgeordnete Marlies Fritzen: „Keine Lösung. Nirgends.“ Die neue Trasse mache „die fragwürdige Kosten-Nutzen-Bilanz dieses Projekts um keinen Deut besser“, sagt der grüne Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz. Er verlangt endlich eine „fundierte Kostenkalkulation“. Der Bundesrechnungshof hat schon vor Jahren die Kosten auf mindestens 1,7 Milliarden Euro geschätzt.

Im Dialogforum, dem Runden Tisch zur Fehmarnbelt-Trasse, werden am Donnerstag erstmals die Bürgerinitiativen gegen das Projekt offiziell informiert. SVEN-MICHAEL VEIT